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Paradies oder Touristenalarm ?
Von knolli
Ausgangspunkt für eine Fahrt nach Horefto ist in den meisten Fällen die Hafenstadt Volos. Um an die Ostküste zu gelangen, muss man einer schmalen Straße folgen, die sich über das Gebirge schlängelt. Durch die etwas beschwerlichen Zufahrtswege ist Magnisia touristisch noch nicht überlaufen. Die Menschen verdienen Ihren Lebensunterhalt durch die Fischerei und den Obstanbau.
Für Reisende, die sich nicht am Pauschaltourismus festhalten, sondern mehr Wert auf die Erkundung von Land und Leuten legen, ist der Pilion ein echter Geheimtipp. So war es zumindest noch gegen Ende der Neunziger Jahre. Doch dazu später.
Nach einer ca. 60-minütigen Fahrt gelangt der unerschrockene Autofahrer zum größten der Pilion-Dörfer, Zagora. Dort könnte es schon einmal vorkommen, dass man im Ort auch mal hundert Meter zurücksetzen muss, um den Gegenverkehr in Form eines klapprigen Busses oder Obsttransporters vorbeizulassen. Nach weiteren 15 min konzentrierter Autofahrt ist Horefto erreicht, das einst als berühmter Hafen galt, von dem die zagorischen Schiffe in Richtung der großen Märkte des Orients und Europas ablegten.
Heute ist Horefto ein kleines Fischerdorf, welches im Winter nahezu gänzlich verlassen wird. Im Frühling zieht dann wieder geschäftiges Treiben ein, das seinen Höhepunkt in der Hauptferienzeit der Griechen im August findet. In diesem kleinen Ort haben auch wir einen Platz gefunden, wo es uns ausgesprochen gut gefällt. Dafür sorgt auch die Gastfreundschaft von Sophoklis und Desphina, den Besitzern der Hotelanlage "Aiolos".
So wäre meine Beschreibung ausgefallen, bevor wir im Jahr 2001 nach mehrjähriger Abwesenheit wieder unser Paradies aufsuchten. Wir staunten nicht schlecht, als wir an mehreren Baustellen vorbeifuhren, die davon kündeten, dass eine gut ausgebaute Magistrale die enge serpentinenreiche Straße über den Pilion ersetzen soll. In Zagora angekommen, trauten wir unseren Augen nicht, dass auch dort für uns so selbstverständliche Zeugen der Zivilisation wie Geldautomaten installiert wurden.
Der Gipfel war allerdings, als wir in Horefto angekommen den Pool unserer kleinen Ferienanlage dicht bevölkert mit kreischenden Halbwüchsigen und barbusigen Engländerinnen vorfanden. Inzwischen gibt es auf dem Grundstück der Hotelanlage die doppelte Anzahl von Appartements wie noch vor 5 Jahren und Desphina zeigte sich glücklich über die gestiegene Anzahl an Urlaubern.
Mit gemischten Gefühlen traten wir nach einigen dennoch schönen Tagen die Rückreise an. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Einwohner des Pilion auf die Schönheit Ihrer Heimat besinnen und was diese eigentlich ausmacht. Eine Touristenschwemme an Engländern, die den ganzen Tag nur am Pool verbringen und von der Sonne verbrannt sich nur noch abends kurz in die Taverne schleppen, hat "unser kleines Paradies" nicht verdient.
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Geschrieben 17.04.2002, Geändert 17.04.2002, 3144 x gelesen.