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CA Ferries

Von Hellasstefan

da dümeln sie nun vor sich hin, die dicken Pötte, ein Trauerspiel, schief und cheps liegen sie im Hafen und rosten vor sich hin, dabei waren sie oft der letzte Ausweg, der besondere Trick, um nicht in Athen übernachten zu müssen, wenn man von den Inseln heim kehrte, oder sie fuhren die unmöglichsten Routen, so, das man verschiedene Inselgruppen miteinander kombinieren konnte, ohne nach Pireus zurück kehren zu müssen: Die Fähren von CA. Die trägen, langsamen Pötte, die langsamsten, die es wohl in der Ägäis zu seiner Zeit gegeben hatte. Nicht immer waren sie pünktlich, aber immer zuverlässig unterwegs, ich kann mich noch an viele Situationen erinnern, wo ich irgendwo in einem Hafen stand und das Schiff von CA um die Hafenmole bog, um mich abzuholen um mich auf die nächste Insel zu tragen.

Nachdem diese Schiffe wohl nie wieder unter CA fahren werden und wahrscheinlich sogar gar nicht mehr in der Ägäis unterwegs sein werden dachte ich mir, ich schreib mal ein paar Gedanken und Erinnerungen an die Gesellschaft hier nieder.

Das erste mal, als ich bewußt mit CA gefahren bin, das war 1991, von Paros nach Pireus. Das Schiff war die Rodanthi und damals frisch renoviert. Unsere griechischen Freunde, die mit uns damals an Bord gingen waren ganz erstaunt, weil alles so glänzte und so großzügig aussah. Allerdings konnten sie das nicht lange genießen, weil sie sich geplagt von Seekrankheit möglichst flach auf den Boden legten und versuchten die Fahrt über zu schlafen. Ich aber genoss damals die Fahrt. Ich empfand die Rodanthi als riesig, hinten auf dem Achterdeck war sogar Wasser in den Pool eingelassen, das hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Die Rodanthi war von da an für mich das schönste Schiff, nicht wegen dem Pool, ich fand, das sie imposant aussah, die Aufbauten machten sie zu einer klassischen Fähre. Später sah ich sie mal neben der Blue Star 2 stehen und da wirkte sie irgendwie mickrig.

Drei Jahre später haben wir die Rodanthi genommen um von Paros nach Rhodos zu fahren. Die Fahrt ging über nacht und wir hatten eine Kabine, direkt vorne unter der Brücke. Es war herrlich, die Kabine war gut ausgestattet und wir haben uns auf der Fahrt gut ausruhen können.
In diesem Jahr, 1994 fuhr die Rodanthi mit einer riesen Delle am Bug herum. Als wir am nächsten Morgen in Rhodos einliefen tranken wir einen Frappe im Salon. Dort waren Gemälde der Kapitäne von CA Ferries aufgehängt. Wir kamen mit einem Stewart ins Gespräch und wir fragten ihn, warum die Rodanthi so eine große Delle am Bug hat. Der Stewart erzählte uns, das ein anderes Schiff im Hafen von Rhodos der Rodanthi die Vorfahrt genommen hätte. Daraufhin bekam der Kapitän der Rodanthi vor lauter Aufregung einen Herzinfarkt, an dem er leider auch verstarb.

2006 schlißlich sind wir auf der Dimitroula unterwegs gewesen, wieder nach Pireus, über nacht, wieder Kabine, dieses mal war die Kabine aber recht runtergekommen, der Niedergang der Gesellschaft war wohl schon abzusehen. Die fahrt war nicht so luxuriös, als viele Jahre zuvor auf der Rodanthi und wir wurden auch um fünf von der Fähre in Pireus ausgespuckt, müde und irgendwie erledigt suchten wir uns damals die Busstation, um zum Flughafen zu fahren.

Die letzte Fahrt, die ich mit CA machte war von Kos nach Mykonos, das war 2008 mit der Anthi Marina. War für mich die Rodanthi eines der schönsten Fähren in der Ägäis, so war die Anthi Marina das wohl hässlichste Schiff. Die Aufbauten sahen so aus, wie nachträglich aufgebracht. Das Schiff reichte sehr hoch, war schmal und machte den Eindruck jederzeit umkippen zu können. Natürlich hatte die Anthi Marina Verspätung und als wir an Bord gingen spielte sich das übliche Chaos ab, wir ließen unser Gepäck unten auf dem Parkdeck. Als wir in Mykonos ankamen war der Käfig mit unserem Gepäck versperrt und wir stellten fest, das das Gepäck in diesem Käfig für Pireus bestimmt war. Nach ein paar Schockminuten und dem umwühlen des gesamten Käfigs hatten wir schließlich unser Gepäck wieder beisammen.
Auf der Anthi Marina fand ich Hinweise, die darauf hin deuteten, das das Schiff mal als Kanalfähre eingesetzt worden ist, also recherchierte ich daheim im Internet und fand heraus, das die Anthi Marina früher unter der Flagge von Thownsend Thorensen gefahren ist. Damals hieß das Schiff Spirit of Free Enterprise. Es war eines von drei Schwesterschiffen, die in einer deutschen Werft hergestellt worden sind. Die Aufbauten des Schiffes sind original und nicht, wie ich vermutet hatte später aufgebracht worden. Eines der Schwesterschiffe von der Anthi Marina, die Herald of Free Enterprise kenterte 1987 nach der Ausfahrt aus dem Hafen von Zeebrugge, 193 Menschen ertranken. Gut, das ich das nicht wusste, als wir damals in Kos an Bord gingen. Meine Frau wäre niemals mit dieser Fähre mitgefahren.
Wir erzählten einem griechischen Freund später, das wir mit der Anthi Marina zu ihm gekommen sind. Da machte er große Augen und meinte mit einem Lächeln, das auf dem Schiff wohl mehr Lebewesen wohnen, als es jemals Passagiere befördert hat. Na Mahlzeit!

Nachdem CA Ferries ja irgendwie eine Institution in der Ägäis gewesen ist und diejenigen, von euch, die öfter nach Griechenland fahren sicherlich auch mal mit der Gesellschaft seine Erfahrungen gemacht hat würde ich mich freuen, wenn Ihr zu diesem Artikel Eure Kommentare, Berichte, Erinnerungen, und Erlebnissen von CA Ferries zusammentragen würdet.

Geschrieben 26.09.2010, Geändert 26.09.2010, 2554 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von edy vom 07.11.2010 18:18:15

Hallo Hellasstefan, ja die Pötte, wie Du sie nennst tuen es einem schon an, speziell die älteren Kaliber.
Früher flog ich immer die Inseln via Athen an. Wollte an keine Charterflüge mehr teilnehmen, obwohl kostengünstiger ist es mir zu stressig. Sowieso bin ich kein begeisterter Mitflieger.
2005 wollte ich die Ägais live mit erleben. Die Reise ging nach Samos mit der Express Santorini. Ich war begeistert von der Ruhe, vom geschaukelt werden und das Leben an Board. 1 Jahr später wieder ab Athen mit der Express Athina (ähnlich Express Santorini, beide Hellenic Seaways). Express war ja auch nur das Wort oder vielleicht die griechische Art. Zurück nach Athen gings dann meistens mit dem Flugzeug, bis ich mit der Olymipc Air durch einen Sturm fliegen musste. Da war der ganze Urlaub dahin.
Also das Jahr darauf gings auch per Schiff zurück. 2007 tuckerte die "junge Dame" Dimitrula von Samos nach Piraeus. Mein Aufenthaltsort auf den Schiffen ist das Deck. Die Dimitrula hatte das "schönste". Meine Samosfreunde vom Kambos lachte mich aus, als ich denen den Namen meines Rückreisevehikels nannte. In 1 Jahr werde ich sicher auch in Piraeus sein war der Komentar. Schade, dass es nicht 1 Jahr dauerte. Auf dem Deck gabs griechische Musik, Gyros-Stand, guter Ouzo und viele Griechen trugen zu einer tollen Anbiente bei. Bis jetzt liebte ich jedes Schiff, ausser die Highspeed von Kallisti. Die Dimitrula erwähnte ich sogar zu meinem 2.zuhause. Ich fühlte mich einfach Sauwohl. 2008 wurde mir leider mitgeteilt, das die Dame zu müde sein, diese Strapazen nochmals durchzumachen. Schade.
Dieses Jahr erblickte ich sie in der Tat in Piraeus angekettet. Sieht vollends nach Pensionierung aus. Daneben lag das von Dir erwähnte Schiff Antimarina. Der Aufbau sieht etwas fürchterlich aus.
Ich hoffe schon noch, dass es weiterhin die gemächlichen Fähren gibt. Die Hispeeds meide ich, wo ich kann. Sind ja fast Flugzeuge. Ich erlebte das mit der Kallisti-Ferry nach Ikaria. Mag ja schön eingerichtet sein (Geschmacksache) und eben modern und effizient. Aber die Schiffahrtsromantik ist dahin.
Drücken wir den Seelenverkäufern die Daumen, dass diese noch lange leben werden.


Kommentar von Yzerman vom 04.11.2010 17:18:58

Bin zwar nie mit CA gefahren, aber ich kann mich noch gut erinnern, wie sie jeweils in den Hafen von Paros einbogen... Das brummen der Motoren hörte man jeweils schon weit bevor man das Schiff sah.

Die alten Zeiten waren halt irgendwie doch schöner, vor allem hatte es damals noch einiges mehr an Schiffen. Heutzutage laufen eigentlich nur noch die drei Blue Star und zwei Hellas Ferries Schiffe den Hafen von Paros an (ich meine damit "richtige" Schiffe und keine Highspeed etc. Fähren).


Kommentar von O Amorgios vom 05.10.2010 17:44:50

Hallo Stefan,
ich bin auch einer dieser Romantiker, die am liebsten immer mit den alte Pötten die Ägäis bereisen würde.
Aber die Zeiten ändern sich, die Zeit erscheint selbst im Urlaub so wertvoll, das man keine Zeit mehr hat die Reise von einer Insel zu anderen zu genießen.
Zum Teufel mit den Highspeeds
:-)
Frank

www.griechische-inseln.org/aegaeis/faehr en/faehren1.htm


Kommentar von kaloin vom 28.09.2010 00:23:28

Hallo Stefan,

ein schöner Bericht.

Auch ich habe an die Rodanthi besondere Erinnerungen und ich habe sie auch als riesengroß empfunden. Ich glaube, den Sound werde ich nicht vergessen, der war besonders. Eine sehr schöne Überfahrt hatte ich mal nachts von Heraklion nach Paros. Die See war wir Öl und man konnte hinten am Pool auf den Sonnenliegen dösen und Bierchen trinken.

Eine andere tolle Fahrt hatte ich seinerzeit mit der Marina von Patmos nach Naxos. Auch sie kam wohl gerade aus der Werft und glänzte überall.

Schöne Schiffe - schöne Erinnerungen. Aber andererseits bin ich auch froh, dass es heute ein wenig schneller und auch pünktlicher geht.

Grüße
eric