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Das Amt - der ganz normale Athener Wahnsinn (Teil 5)
Von Der Athener
Mittlerweile kommt D5 raus... ich drängle mich vor, den Zettel hoch erhoben und immer wieder sagend, Delta 6, entschuldigt bitte, ich bin an der Reihe... Delta 6. Ich quetsche mich durch die Saloon Tür, vorbei an allen anderen, die mich davon abhalten wollen, zur zuständigen Beamtin und dort sitzt.... träume ich das alles? Ein Omachen vor dem Schreibtisch. Erziehung, Anstand, alles schießt mir durch den Kopf, doch auch der Gedanke... Du mußt das heute erledigen... und ich lege alles ab, was meine Eltern mir mühsam als Anstand eingedeut haben. Gute Frau, welche Nummer haben sie? Frage ich die Oma. Ich habe keine Nummer, ich war gestern schon hier antwortet sie. Ich bleibe ruhig und erkläre ihr, daß wir hier Nummern haben und eine Reihenfolge und das soeben die D5 raus ist und somit die D6 dran ist. Demonstrativ knalle ich dabei mein Zettel auf den Tisch. Mein Sohn ich weiß, ich weiß sagt sie mir Aber ich bin alt und mein Herz... es folgt eine lange Beschreibung der Krankheiten, die die arme Frau heimgesucht haben... Meine Stiefmutter fällt mir wieder ein... Du musst erreichen, daß sie Mitleid haben.... Ich sehe meine Felle schwimmen und werde hart. Omachen sage ich (Eine ältere Dame iaiaka (Omachen) zu nennen, ist nicht abwertend im Griechischen) Ich verstehe Deine Not, doch für Krankheiten geh zu einem Arzt. Hier ist das Finanzamt. Zornig frage ich die Beamtin Wofür gebt Ihr Nummern aus, wenn ihr sie selber nicht einhaltet, sind wir hier in der Türkei? Das hat gesessen. Natürlich würde die Beamtin sich nie eine Türkin nennen lassen und schickt die Oma davon. Allerdings nimmt sie eine sehr abwehrende Haltung mir gegenüber ein, verständlicherweise und ich merke, daß ich jetzt schlechte Karten habe.
Ich lege meine Papiere auf den Tisch, erkläre, was ich brauche. Sie blättert alles durch, schaut aber gar nicht hin... und sagt. Geht nicht. Ich brauche all diese Papiere im Original... Du mußt alles hier lassen..., außerdem fehlen da noch Papiere. Ich komme nicht weiter merkte ich. Das mit der Türkei war zuviel, die läßt mich jetzt abblitzen. Ich will schon aufbrausen, erinnere mich aber an meinen Tschaolin-Kung-Fu Schnupper Kurs, wo ich vier Stunden mit dem Trainer immer wieder die gleiche Übung machte. Ich greife an... Du gehst einen Schritt zurück Ich greife an... und so weiter. Ich werde plötzlich ruhig, merke, daß ein verbaler Angriff in dieser Situation nichts bringen wird. Und da ist sie meine weibliche Intuition im Mann, die Idee. Ich schaue sie mit warmen, verständnisvollem Blick an. Sie ist sichtlich irritiert, vorbereitet auf verbale Attacken, nicht aber auf diesen Blick und ich spüre, daß ich auf der richtigen Schiene bin. Ich bewundere Sie höre ich mich da reden. Ich bewundere Sie wie es schaffen unter diesen Umständen, unter diesen aggressiven Angriffen des Publikums, bei diesem Krach so eine verantwortungsvolle Arbeit zu machen, die äußerste Konzentration erfordert. Also ich könnte das niemals.
Für einen Moment noch scheint sie irritiert, dann wird ihr Blick warm und sie sagt Ach ja, wir tun was wir können... wir sind noch so weit von Europa. Sie schaut auf meinen Ausweis... Ach ja bei Euch in Deutschland, Ihr seid uns Jahre voraus Schnapp, denke ich mir.... Ralf das wars, Du hast gewonnen. Sie widmet sich jetzt ernsthaft meinen Unterlagen, blättert alles durch, liest es sogar... ja sagt sie alles ok, aber sie wohnen im Ausland, (Sie siezt mich auf einmal... sie respektiert mich?) was machen wir jetzt, sie können doch hier nicht einfach Steuern zahlen? Oh mein Gott denke ich, was nun? Ich befürchte schon wieder, sie könne meinen Vorgang als nicht bearbeitbar wieder weglegen.
Vielleicht könnten wir ja den Herrn Amtsleiter fragen, vielleicht weiß er ja, wie das zu handhaben ist? frage ich bewußt demütig. Ja das könnte ich tun, sagt sie, aber er ist sehr beschäftigt. Instinktiv drehe ich mich um und bemerke, daß seine Heiligkeit immer noch in dieser meditativen Unbeweglichkeit verharrt. Nein, er bewegt sich und schiebt mit äußerster Konzentration eine Akte von der linken Seite des Schreibtisches auf die Rechte, neben die Vase, wo er sie sorgfältig absolut parallel zur Schreibtischkante ausrichtet. Ich schaue meiner Sachbearbeiterin in die Augen und sie erhebt sich tatsächlich und fragt seine Hoheit. Dieser geht kurz in sich, murmelt Ihr ein paar Worte zu, die ich aus dieser Entfernung nicht verstehe. Sie kommt zurück, lächelnd. Ja, also damit sie die Urkunde bekommen müssen sie vorab die Steuern zahlen also brauchen Sie und Ihrer Mutter eine A FI MI. Ein was brauche ich? Ein A FI MI, einen Artihmos Forologikou Mitroou sagt sie und mir wird bewußt, daß es sich um eine Steuernummer handelt. Ja aber meine Mutter ist letztes Jahr verstorben werfe ich ein. Kein Problem, sie können mit der Todesurkunde nachträglich ein A FI MI beantragen. Eine Steuernummer für eine Tote, Makaber denke ich mir, doch ich hätte auch dem Teufel eine Steuernummer besorgt, Hauptsache hier erfolgreich durch. Gehen sie in die zweite Etage, beantragen die A FI MI und kommen sie mit den Nummern hierhin zurück, sie brauchen dann nicht mehr anzustehen, ich lasse Sie durch und sie bekommen Ihre Urkunde Ich schaue auf meine Uhr, 12:30. Aber das schaffe ich nie sage ich Sie schliessen in einer Stunde Wir schliessen für das Publikum, aber Ihren Vorgang machen wir noch fertig. Wir sind ja schliesslich bis 16:00 hier Ich muß mich zurückhalten um diese Frau nicht zu umarmen und sie aus einem Gefühl der unbeschreiblichen Erleichterung heraus zu Boden zu reissen.
Geschrieben 06.03.2002, Geändert 06.03.2002, 764 x gelesen.
Kommentare zu diesem Artikel
Kommentar von Juls vom 10.06.2010 23:27:25
JA , die Behoerden, super beschrieben
LG Juls