Reiseziel-Sponsoren Reiseziel-Sponsor werden

Im Sabbatjahr mit dem Fahrrad nach Olympia

Von Sporleder

Kürzere Fahrradreisen von 7 bis 14 Tagen hat er schon oft gemacht - Frankreich, Schweden, Italien und Sachsen stehen u.a. in seinen Reisetagebüchern oder die Durchquerung des US-Staates Iowa vom Missouri bis zum Mississippi in 7 Tagen vor zwei Jahren. Nun ist Eckhart Sporleder (46), Leiter der Radsport abteilung des TuS Rot-Weiß Schieder kürzlich von seiner bisher längsten Radreise zurückgekehrt: In mehr als 40 Etappen fuhr er von Schieder via Hessen, Baden-Württemberg - Bayern - Österreich - Italien - Peloponnes / Griechenland bis nach Kreta.

Das TuS-Echo konnte den Sport- und Englischlehrer zu dieser spannenden Unternehmung befragen, In-Greece.de zeigt euch dieses Interview:

Frage: Du machst zur Zeit ein sog. Sabbatjahr - was ist das eigentlich?

Sporleder: Das ist ein besonderes Teilzeit-Arbeitsmodell: Man verzichtet drei Jahre lang auf ein Drittel seines Gehaltes, arbeitet aber 100% weiter. Nach zwei Jahren feiert man die Mehrarbeit in einem Stück ab - und hat somit ein Jahr schulfrei. Mit dem eingesparten Geld stellt die Schulverwaltung dann eine Ersatzlehrkraft ein, die bisher arbeitslos war. Ich hab's gemacht, um ein paar interessante Reisen zu machen.

Frage: Wann bist Du losgefahren und wann kehrtest Du zurück?

Sporleder: Los ging es am Montag, 28. August von Schieder aus. Die erste Etappe ging über Elbrinxen und Löwendorf nach Höxter und weiter durch das Weser- und Fuldatal bis nach Melsungen - 160 Kilometer gleich am ersten Tag.

Zurückgekehrt bin ich mit dem Flugzeug aus Herakleion/Kreta nach Paderborn am 16. Oktober. Das Fahrrad konnte ich im Flugzeug mitnehmen.

Frage: Wieviele Etappen bzw. Kilometer hast Du insgesamt zurückgelegt?

Sporleder: Ich war insgesamt 50 Tage unterwegs. An 43 Tagen habe ich auf dem Rad gesessen und insgesamt 3.600 Kilometer zurückgelegt. Die Etappen waren meistens so 80 - 110 Kilometer lang - je nachdem wie schwierig und bergig die Strecke war.

Frage: Warum war Griechenland das Ziel?

Sporleder: Früher als Jugendlicher wollte ich immer mal mit dem Rad zum Nordkap. Aber die Wetterverhältnisse sind da im September/Oktober nicht so toll. Außerdem kann ich ganz ordentlich Neugriechisch sprechen. Also hab ich mir gesagt, dann radelst du nicht zur nördlichsten, sondern zur zur südlichsten Küste Europas - und die befindet sich auf Kreta.

Frage: Welches waren die schwierigsten Streckenabschnitte?

Sporleder: In Deutschland die Vorderrhön bei Fulda, In Österreich der Fernpass, der Holzleitensattel bei Telfs und der Brennerpass. In Italien die Etappe von Rimini nach San Marino und in Griechenland gab es etliche sehr schwierige Bergetappen auf der Insel Zakynthos und auf der Peloponnes in Arkadien. Die tollsten Berg- und Panoramastraßen gab es im Westen Kretas. Es gibt auch in Griechenland kaum noch Schotterpisten. Die EU hat in den letzten Jahren sehr viel Geld in den Straßenbau gesteckt. So ist Griechenland jetzt auch ein gutes Radl-Revier mit guten Asphaltstraßen. Die kretische "Königsetappe" war die Fahrt über den Hauptkamm bei Imbros nach Sfakio an der Südküste am lybischen Meer.

Frage: Hattest Du viel Gepäck - zum Beispiel ein Zelt dabei?

Sporleder: Das Gepäck beschränkte sich auf zwei Satteltaschen und die waren nicht einmal ganz voll. Man braucht eigentlich sehr wenig, wenn man öfter mal wäscht. Camping -Ausrüstung hatte ich nicht dabei, aber ein Handy.

Frage: Was für ein Fahrrad hast Du benutzt?

Sporleder: Es war ein PEUGEOT- 28''er Fahrrad Baujahr 1981, aber in einem Top-Zustand: Es hat vorne ein Dreifach-Kettenblatt mit 20/30/40-Zähnen und hinten eine 6-fach-Übersetzung mit 14-28 Zähnen. Weiter ist es mit einer sehr guten Lichtanlage ausgerüstet und es hat einen Rennlenker, Shimano-Seitenzugbremsen, Schutzbleche und einen stabilen ALU-Gepäckträger sowie einen BROOKS-Kernledersattel, gefedert. Als Reifen war der 28-mm-SCHWALBE-Marathon mit KEVLAR Schicht montiert: Ich hatte keinen einzigen Platten!!

Frage: Beschreibe einmal kurz den Streckenverlauf und wo hast Du immer übernachtet?

Sporleder: Die Strecke führte über Elbrinxen - Löwendorf - Wesertal, Fuldatal - Kassel - Fulda - Maintal - Hohenloher Ebene - Schwäbisch Gmünd - Günzburg - Füssen - Grenze Österreich - Reutte - Fernpass ( 1209 m) - Innsbruck - Brennerpass (1390 m) Grenze Italien - Bozen - Gardasee - Po-Ebene - Ferrara - Cervia - Rimini - Ancona - Schiffstransfer nach Patras - Killini - Insel Zakynthos - Antikes Olympia - Arkadien - Tafgetos-Gebirge - Halbinsel Mani - Lakonien - Neapolis - Insel Kythira - Schiffstransfer nach Kreta - Kastelli - Paleochora - Elafonissi - Georgioupolis - Kandanos - Chania - Rethymno - Herakleion.

Übernachtet habe ich immer in kleinen Hotels oder Pensionen. In Deutschland auch in Jugendherbergen.

Frage: Waren die langen Etappen nicht manchmal zu anstrengend?

Sporleder: Nun, ich betreibe ja nun seit vielen Jahren Radsport und habe auch bereits viele Radreisen gemacht - nur nicht so lange bisher. Natürlich ist es oft sehr anstrengend und man ist abends schon kaputt und müde. Dann muss man sich tagsüber richtig ernähren - nicht zuviel essen, aber sehr viel trinken. Und man muss sich gerne anstrengen wollen und die Bergstrecken lieben. Wenn es einem nicht gelingt, zu langen Bergauf-Passagen eine positive Einstellung zu haben, um sehr lange Anstiege über 10 oder 20 Kilometer mit Begeisterung zu fahren, dann sollte man nie auf eine solche Reise gehen.Aber man bekommt schon eine Ahnung davon, was Radsportler z.B. bei der Tour de France drei Wochen lang leisten, wenn man auch mehrere Wochen jeden Tag 5, 6 oder auch schon mal 8 Stunden fährt.

Frage: Hast Du ein paar Infos oder Tipps für unsere Leser, die vielleicht auch eine Radreise machen wollen?

Sporleder: Jede Menge, auch in schriftlicher Form, z.B. meine Ausrüstungsliste. Und das Fahrrad muss zur Körpergröße passen und in einem technischen Top-Zustand sein. Wichtig sind auch die Rad-Hose, Trikot, Jacke, und vor allem gute Radschuhe. Jeans und Turnschuhe sind für längere Mehrtagestouren völlig ungeeignet. Aber man sollte erstmal mit einer 3 - 5 Tage - Tour anfangen. Das Beste ist übrigens, dass man an jeden einzelnen Tag viel intensivere Erinnerungen hat im Vergleich zu Reisen per Auto oder Bahn. Frage: Hattest Du noch irgendein besonderes Erlebnis?

Sporleder: Einmal musste ich einen wilden Hund mit Hilfe meines CS-Gassprays abwehren. Bei einer Bergabfahrt in Kreta bin ich in eine Ziege gefahren - zum Glück haben wir uns beide nicht ernsthaft verletzt.

Geschrieben 09.09.2001, Geändert 09.09.2001, 2417 x gelesen.

Was möchtest du?

Kommentare zu diesem Artikel

Bisher gibt es noch keine Kommentare.