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Spinalonga - Biketour (Teil 2)

Von kreta-greece

Pano Loumas, wieder ein kleines Dorf. Begrüsst werden wir von einem kleinen bellenden Hund. Tja, Touristen verirren sich nicht so oft hierher. Feigenbäume, Pappeln neigen trotzig ihre Äste gegen den Wind. Wilder Wein rankt sich um so manches altes Gemäuer. Es wirkt verlassen - fast geisterhaft - und doch hier leben Menschen. Menschen, die ein Lächeln im Gesicht tragen, das in unserer sogenannten zivilisierten Welt kaum mehr zu sehen ist.

Weiter geht die Fahrt. Vorbei an einer kleinen orthodoxen Kirche schlängeln wir uns bergab durch eine kleine Gasse. Serpentinen abwärts - geben den Blick frei auf die Bucht von Spinalonga. Bei jeder Kehre wird das Gefühl von Freiheit - der Wunsch aufzusteigen wie Ikarus - immer grösser. Seles, eine Ortschaft, schmiegt sich fast schutzsuchend an den Hang. Eine Kurve folgt der anderen, gibt den Blick auf kleine Schluchten frei, lässt so manche Höhleneingänge erkennen.

Serpentinen, die letzten vor dem Mittagessen - geben den Blick auf das Meer und die Insel Spinalonga frei. Die Sonne lässt glitzernde und gleissende Funken über die Wasseroberfläche tanzen. Eine Bucht liegt vor uns - ein Bild schöner als ein Gemälde - so träumt man von Griechenland - so ist Kreta - noch vor Augenblicken - wild, zerklüftet - fast karg erscheinend und einen Wimpernschlag später - romantisch anmutig. Geformt von Naturgewalten - oder Götterhand? Wieviele mögen hier an diesem Ort den Photoapparat gezückt haben - und doch - ein Photo ist zu wenig. Das, was dieser Flecken ausstrahlt, lässt sich nicht auf Papier festhalten. Immer weiter schrauben wir uns nach unten - dem Meer entgegen. Salziger Duft dringt in die Nase - die Augen versinken in den Blautönen.

Wir sind am Meer angekommen - ein kleines Fischerboot schaukelt uns sachte über das Meer, setzt uns bei der Leprainsel ab. Meine nackten Füsse berühren als erst die alten Steine auf der Leprainsel. Langsam kriecht ein unbekanntes Gefühl meine Beine hinauf, lässt mich für einen Augenblick den Atem anhalten.

Ja noch immer ist die Vergangenheit zu spüren, scheint wenn man die Horde von Touristen übersieht, die Gegenwart zu verdrängen. Still durchwandere ich die Gassen - die Erklärungen des Führes mögen intereassant sein, doch ich möchte fühlen, mich gedanklich zurückversetzen in die Zeit.

Wie mögen sich die Menschen - verstossen wie Tiere - gefühlt haben, als sie auf Schiffe gezerrt wurden - getrennt von zu Hause und der Familie, um dann wohl in Sichtweite und doch für weiteren Kontakt abgeschirmt, ihr Dasein auf der Insel - ohne Hoffnung - fristen zu müssen. Der Schmerz, die Verzweiflung - aber auch der Wille durchzuhalten ist noch immer in den Gemäuern zu spüren. Die Menschen - befallen von Lepra - behandelt wie Aussätzige - haben gelernt, hier zu leben. Wie eine kleine Stadt - umgeben - gesichert - vom Meer, haben sie hier geliebt, gelebt und gelitten. Ehen wurden geschlossen, kinder geboren - und dass ohne einen Hoffnungsschimmer aufs Überleben.

Geschrieben 10.06.2001, Geändert 10.06.2001, 870 x gelesen.

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