Geschrieben am 19.03.2022 17:07:09
Von
HannesP
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2 Antworten
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Das Thema Push-Backs ist ziemlich riskant für Griechenland, weil es mit möglichem wirtschaftlichen Hebel am sonnigen Image des Landes kratzt. Es gibt Urlauber, die fahren aus bestimmten Gründe nicht in die Türkei, die machten auch um die USA Trumps einen großen Bogen und die schauen generell genauer hin, was im Urlaubsland in Sachen Menschenrechte los ist.
Wir haben in Deutschland inzwischen eine recht breite und detaillierte Berichterstattung über die Push-Backs auch in Medien wie Welt, FAZ oder ZDF, die man eben nicht einem irgendwie linken Mainstream zuordnen kann. Wir sehen, wie ein durchaus konservativ-bürgerliches Klientel auf Abstand geht.
Die EU-Kommission hat wegen der Push-Backs Zahlungen an Griechenland blockiert. Das Thema ist also politisch bereits an prominenter Stelle angelangt und wird auch von bürgerlichen Medien in Deutschland aufgegriffen. Das wirtschaftliche Risiko für Griechenland liegt darin, dass gutbetuchte durch und durch bürgerliche Touristen sich überlegen könnten, ob sie tatsächlich jede Nacht 700 Euro für ein Zimmer in einer griechischen Luxus-Herberge zahlen möchten, wenn sie damit rechnen müssen, dass mit eben ihrem Geld wenige Kilometer weiter auf See Menschen in den Tod getrieben werden.
Wenn du mit Bankern redest, dann werden die dir erzählen, dass sie bei Green Financing und ethischen Geldanlagen mit deutlichen Wachstumsraten rechnen. Es gibt also ein sicher nicht nur schwarz-grünes wirtschaftlich erfolgreiches bürgerliches Klientel, das auf Ekelthemen wie Umweltverschmutzung oder Menschenrechtsverletzungen durchaus sensibel reagiert. Solllte Griechenland die Push-Back-Mentalität seiner Sicherheitskräfte nicht sehr schnell in den Griff bekommen, könnte das die touristische Wohlfühlstimmung bei einem Teil der Urlauber durchaus tangieren. Dann darf sich Griechenland im Kampf um verbleibende Billigtouristen, die Ethikthemen nicht stören, in direkten Wettbewerb mit der Türkei begeben.
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