Leeres Nafplio

Ich war gestern in Nafplio bei schönstem Sonnenschein am Mittag. In den eineinhalb oder zwei Stunden Stadtbummel sind mir insgesamt vielleicht 30 andere Touristen begegnet. In der ganzen Altstadt haben zwar Händler und Restaurants geöffnet, aber es gibt leere Straßen und Plätze. Nicht ein einziger Touristenbus parkte, kein Kreuzfahrtschiff brachte Passagiere an Land. Selbst der Bootsverkehr zum Bourtzi in der Hafenausfahrt war mangels Nachfrage eingestellt worden.

Am Hafen lagen große Segeljachten, die einst sehr exklusiv auftraten. Zwei- und Dreimaster, die von Bordgästen leben. Die letzten Gäste und damit auch die letzten Einnahmen dürfte es 2019 gegeben haben, seither nichts mehr. Entsprechend sehen die Segelschiffe auch aus: Rost, stumpfer abgestoßener Lack, verwitterte Holzteile. Unterschiff und Ankerketten mit deutlichem Bewuchs. Auf manchen dieser Millionenyachten ist noch eine kleine Notbesatzung an Bord, auf anderen niemand mehr.

In Nafplio und Umgebung sind Hotelanlagen geschlossen, nagelneu aussehende Touri-Villages verrammelt und ohne Gäste. Der Lidl auf dem ehemaligen Kyknos-Werksgelände war gut besucht, der edlere Einkaufstempel My Market mit spiegelblankem Fußboden und höherpreisigem größeren Produktsortiment nur mäßigst besucht.

Der Wettbewerb zwischen den vielen Tankstellen am Ortsausgang Richtung Tolo/Epidaurus ist offenbar heftig. Shell bot Super98 zum Preis von Super95 an. Natürlich habe ich marktkonform getankt.

Griechenland ist nicht eine einzige Brandhölle, wie man nach Medienberichten meinen könnte. Das ist alles sehr begrenzt, gleich nebenan ist normales Urlaubsleben. Auf meiner heutigen Fahrt von Tolo bei Nafplio nach Tholo am Ionischen Meer südlich von Zacharo habe ich genau zwei WoMos mit deutscher Nummer gesehen. Ich bin die alte Straße über Tripoli, Megalopoli, Kyparissia und dann etwas nach Norden gefahren. Da hat man niemand vor und auch niemanden hinter sich.

Was GR derzeit fehlt, sind zahlungskräftige ausländische Touristen, die Geld ins Land bringen und Jobs sichern. Viele sind offenbar verunsichert und bleiben zuhause. Dabei ist hier eigentlich alles wie immer: das Licht, die Farben, die Blumen, das Meer.