Geschrieben am 23.12.2016 19:23:17
Von
HannesP
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Für mehr Klarheit wirst du noch einige Monate Geduld haben müssen. In der Luftfahrtbranche ist der Teufel los. Der Bühnennebel rund um die Aufteilung von Air Berlin wird sich wahrscheinlich erst im April verziehen und den Blick auf eine völlig neu geordnete Luftfahrtlandschaft freigeben.
Air Berlin vermietet an Lufthansa im Wet-Lease (Flugzeuge inklusive Wartung und Besatzung) 38 Maschinen. Davon gehen wahrscheinlich 33 an die deutsche LH-Billigtochter Eurowings und fünf an die österrreichische LH-Tochter AUA.
Damit LH diese Jets sicher für ihre Flugpläne einrechnen kann, die finanziell angeschlagene Air Berlin also nicht mitten in der Saison einknickt und nicht mehr für LH fliegen kann, will LH offenbar auch den Rest von Air Berlin. Dabei geht es um die Langstreckenmaschinen.
Der frühere Germanwings-Chef und Lufthanseat Thomas Winkelmann ist bereits zum neuen Chef von Air Berlin berufen worden. Die deutsche Nummer Eins Lufthansa kontrolliert also bereits die Nummer Zwei, ihren bislang härtesten Konkurrenten Air Berlin. Die Kernflotte des verbleibenden Air-Berlin-Rumpfes umfasst 75 Maschinen.
Wie genau das nun alles gehen soll, darüber wird mit Air-Berlin-Hauptaktionär Etihad noch verhandelt. Wahrscheinlich könnten die Pendelflüge von Europa zum Etihad-Interkontinentaldrehkreuz Abu Dhabi, die Air Berlin seit Jahren und auch jetzt noch erbringt, künftig in Regie der Lufthansa erfolgen. Erste Codshare-Flüge unter gemeinsamer Flugnummer sind zwischen den ehemaligen Wettbewerbern LH und Etihad bereits verabredet.
Daneben wird um die Tourismussparte von Air Berlin gepokert. 33 Air-Berlin-Maschinen gehen an die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki. Zudem werden die bisher in Hannover stationierten TUIfly-Maschinen gemeinsam mit der Niki-Flotte Teil eines neuen Ferienfliegers mit Heimatflughafen Wien unter dem Dach von Etihad. Der TUI-Aufsichtsrat hat die Grundsatzentscheidung im Dezember bereits durchgewinkt. Bis April sollen alle Details auch mit dem Betriebsrat ausgehandelt werden. In Deutschland werden mindestens 1500 Stellen bei Air Berlin wegfallen, Wartungsbasen geschlossen werden.
Die starke Wachstumsphase von Air Berlin ist Geschichte, das Unternehmen wird in drei Teile zerlegt.
Die gesamte Luftfahrtlandschaft wird im Frühjahr eine andere sein. Air Berlin wird als eigenständige Gesellschaft weitgehend vom Markt gefegt, bisherige Rivalen werden kooperieren. Getrieben wird die Neuordnung von der irischen Billiggesellschaft Ryanair und dem britischen Billigflieger Easyjet.
Kommt der Brexit, dann gewinnt der Verdrängungswettbewerb angesichts der Überkapazitäten kräftig an Dynamik. Um nicht am britischen Markt unterzugehen, wird Easyjet dann so viele Maschinen wie möglich aus GB abziehen und zusätzlich auf europäische Verbindungen verlagern.
Wer also im Sommer wirklich wie oft von wann nach wo mit welchen Maschinen und in welcher Lackierung fliegen wird - derzeit ist vieles unklar.
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