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60 Kilometer Fußmarsch, um sich festnehmen zu lassen

Geschrieben am 19.06.2015 23:18:13

Von
kokkinos vrachos
kokkinos vrachos

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2 Antworten

60 Kilometer Fußmarsch, um sich festnehmen zu lassen

„Überall wo man hingeht sieht man Flüchtlinge auf der Straße laufen. Zu jeder Tageszeit. Die Situation ist außer Kontrolle. Hochschwangere Frauen, behinderte Menschen, neugeborene Babys, alte Menschen... alle laufen zu Fuß mehr als 60 Kilometer von Molyvos im Norden der Insel bis zur Hauptstadt Mytilene, um die Polizeistation zu erreichen und sich dort festnehmen zu lassen. Nur dann können sie registriert werden und ihre Reise fortsetzen”. So beschreibt Efi Latsoudi, Mitarbeiterin des PRO ASYL-Projekts Refugee Support Programme in the Aegean (RSPA) die aktuelle Situation auf der Insel.

Efi Latsoudi schätzt, dass sich Mitte Juni mehr als 2.500 Flüchtlinge und Migranten auf der Insel befinden. Ein Großteil dieser Menschen verharrt im Hafengelände von Mytilene unter offenem Himmel, ohne sanitäre Einrichtungen, ohne Verpflegung und ohne medizinische Versorgung.

Insgesamt hat sich die Zahl der Ankünfte auf den Inseln im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht: 26.969 Menschen wurden nach Angaben der griechischen Polizei an der türkisch-griechischen Grenze im ersten Quartal 2015 aufgegriffen. Im gleichen Zeitraum 2014 waren es 5.098 Flüchtlinge. Der Großteil der Flüchtlinge stammt aus Syrien und Afghanistan. Die meisten von ihnen nehmen den riskanten Fluchtweg mit dem Boot über die Ägäis. Lediglich 473 Menschen wurden an der streng bewachten Landgrenze aufgegriffen.

Helfer von Flüchtlingen werden kriminalisiert

Flüchtlinge, die auf Lesbos stranden, müssen, um sich registrieren lassen zu können, nach Mytilene gelangen. Schutzsuchende – von denen ein Großteil in der Nähe des Küstenorts Molyvos ankommen – laufen, wie von Latsoudi beschrieben, den 60-Kilometer langen Weg bis in die Hauptstadt. Zu Fuß. Denn für Busfahrer, Taxifahrer und private Autofahrer ist es strafbar, Flüchtlinge zu transportieren.

Die Group of Lawyers for the rights of migrants and refugees sowie Solidaridaritätsgruppen von verschiedenen ägäischen Inseln haben offene Briefe an die Lokalbehörden verfasst und fordern, die Kriminalisierung des Transports von Flüchtlingen zu beenden. Denn große Teile der Zivilgesellschaft zeigen sich hilfsbereit gegenüber den Schutzsuchenden – werden aber von der unsäglichen Kriminalisierungsstrategie daran gehindert, den Flüchtlingen den unzumutbaren Gewaltmarsch zu ersparen.

Keine Aufnahmestruktur in Griechenland

Griechenland sieht sich nicht in der Lage, auf die hohe Zahl von Flüchtlingen angemessen zu reagieren. Inseln der Nordägäis wie Lesvos, Samos oder Chios haben weder ausreichend räumliche Kapazitäten noch genügend Personal für die Registrierung und Versorgung der Menschen. Zum Teil werden die Betroffenen nicht nur sich selbst überlassen, sondern gar inhaftiert: Noch immer werden aufgegriffene Flüchtlinge anfänglich für einige Stunden bis zu mehreren Tagen durch die Küstenwache in Baracken und käfigartigen Konstrukten (z.B. in Chios) oder im Freien (z.B. im Hafen von Mytilene) festgesetzt.
(Quelle, „Die Situation ist außer Kontrolle“ – RSPA-Bericht aus Griechenland)

Tagesspiegel von gestern:

Flüchtlingsansturm auf griechische Insel Lesbos (Video)

video.tagesspiegel.de/fluchtlingsansturm -auf-griechische-insel-lesbos.htm

Ekathimerini von heute:

Lesvos swamped by refugee flood; no relief in sight

www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_w site1_1_19/06/2015_551263

gruß, kv

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