Von
HannesP
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Ob die Drachme kommt oder Griechenland aber im Euroraum verbleibt, das hägt vom Wahlausgang am 17. Juni ab. Die entscheidende Frage ist, ob der /die Wahlgewinner bereit sind, das mit dem Hilfeangebot verknüpfte Sparpaket zu erfüllen, oder nicht.
Derweil sind die Vorbereitungen für den Fall der Fälle bereits in vollem Gange.
Nach Presseberichten bereitet eine Arbeitsgruppe aus Finanzstaatssekretären von 17 Euroländern abgestimmte Notfallpläne für den Austritt Griechenlands aus der Eurozone vor.
EZB und Zentralbanken haben offenbar Krisenstäbe eingerichtet. Der gemeinsame Eurobanken-Ausschuss Market Operations Committee befasst sich Presseberichten zufolge bereits mit der möglichen Rückkehr Griechenlands zur Drachme.
Europas größter Handelskonzern Metro - mit seiner Tochter Carrefour-Marinopoulos Marktführer in Griechenland - bestätigt: "Natürlich bereiten wir uns auf die Drachme vor und denken in verschiedenen Szenarien". Es ist anzunehmen, dass sich andere Lebensmitteleinzelhändler wie Lidl Hellas ähnlich verhalten. Welche Zahlungsmittel im Fall des Euro-Ausstiegs akzeptiert werden und wie hoch die Drachmen-Preise bei Lidl klettern, darüber hält sich das Unternehmen noch bedeckt.
Auch andere deutsche Firmen in Griechenland bereiten sich auf die Drachme vor. Wer allerdings seine Vorbereitungen öffentlich einräume, begehe kommunikativen Suizid, hieß es aus der deutsch-griechischen Außenhandelskammer in Athen. Größtes Problem sind demnach die bei der Einführung der Drachme wahrscheinlich massiv steigenden Preise für Importgüter. Zahlreiche Dinge des täglichen Lebens werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr vor Ort produziert, Hellas ist in großem Stil auf Importe angewiesen. Zahlreiche Unternehmen überweisen ihre Tageseinnahmen am Abend auf Auslandskonten. Kommt die Drachme, wächst die Kaufkraft ihrer Euroguthaben, wenn sie das Geld beim Reimport in Drachmen tauschen.
Teile der Reisebranche haben sich bereits im Vorjahr auf alle Eventualitäten vorbereitet. Der Reiseveranstalter TUI hat seine Verträge mit griechischen Hoteliers mit einer Anlage ergänzt. Vertraglich wurde jedes Wechselkursrisiko ausgeschlossen. Die Hoteliers haben im Winter von TUI als Kredit Zahlungen erhalten, damit sie ihre Häuser auf Vordermann bringen können. Es geht um die branchenüblichen "touristischen Vorausleistungen". Bei einer Rückkehr zur Drachme müssen diese Kredite in Euro zurückgezahlt werden. Umgekehrt werden die Hoteliers auch weiter in Euro bezahlt. Für TUI ist damit ein Wechselkursrisiko ausgeschlossen, der Reiseveranstalter verliert kein Geld.
Die Lebensmittelversorgung in Hotels gilt als gesichert. Die meisten Lebensmittel kommen aus Griechenland und dürften im Fall der Drachmenumstellung eher billiger werden. TUI hat die Reisepreise nach Griechenland nach eigenen Angaben bereits um zehn Prozent gesenkt.
TUI rät seinen Kunden in den Tagen einer Währungsumstellung, genügend Euro-Bargeld mitzunehmen. Man rechnet damit, dass das Bargeld knapp werden könnte, wenn die Bankautomaten einige Tage lang keine Euroscheine mehr haben, aber noch nicht mit Drachmen befüllt worden sind.
Für alle Kunden deutscher Fluglinien sind bei einer Währungsumstellung keine Probleme beim Rückflug zu erwarten. Anders könnte das bei griechischen Anbietern aussehen. Ob die noch das Geld haben, die bei einer Währungsumstellung emporschnellenden Drachmen-Kerosinpreise für den Flug nach Deutschland zu bezahlen, ist offen.
Die deutschen Privatbanken nehmen die Drachmenumstellung bereits sehr konkret in Angriff. Der deutsche Bankenverband wollte zwar keine Details über die operativen Vorbereitungen bekanntgeben. Natürlich müsse sich jedoch jeder, der mit Griechenland in geschäftlicher Verbindung stehe, mit der Situation auseinandersetzen, dass das Land den Euro recht bald verlassen könnte. "Diese Vorbereitungen finden statt", hieß es beim Bankenverband in Berlin.
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