Geschrieben am 11.02.2012 23:51:14
Von
HannesP
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Ich habe viele Jahre meines Lebens unmittelbar an solchen "Zäunen" verbracht.
Über meinen Schulhof ging quer rüber ein ehemals türkiser Bretterzaun. Dahinter vegetierten unter unwürdigen Umständen die Sieger über Nazideutschland: die Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Der Schulhof war in Potsdam, DDR. Obwohl Russisch Pflichtfach war, wurde uns von den SED-Lehrer-Genossen ein absolutes Kontaktverbot zu den russischen "Freunden" auferlegt.
Wandte ich auf dem Schulhof meinen Blick in die entgegengesetzte Richtung, sah ich hinter dem Eisernen Vorhang den für mich vermeintlich zeitlebens unerreichbaren Funkturm meiner Träume auf dem Schäferberg in West-Berlin. Von dort kamen die Radioprogramme, die ich nach Schulschluss hörte: Rias Berlin und der Sender Freies Berlin. Wenn ich als Jugendlicher in Potsdam zur Disco Lindenpark ging, war etwa fünf Gehminuten weiter Sperrgebiet: Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl und Selbstschussanlagen.
Ich hatte mit dem DDR-Sozialismus nie viel am Hut. Den verpflichtenden Wehrdienst an der Waffe bei der Nationalen Volksarmee verweigerte ich. Ausreiseantrag und nach jahrelangem Zittern endlich ab nach Bayern. Das Bundesland wurde im Notaufnahmeverfahren zugewiesen.
Ich werde Zeit meines Lebens auf der Seite derjenigen sein, die "Zäune" überwinden wollen. Es gibt Menschen, die darin Menschenhandel sehen. Für mich war es der Ruf der Freiheit.
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