Re: Reiseerinnerungen (Fotos) bearbeiten - verblüffende Wirkung erzielen

Xristo fragt:
"Gestern sah ich einen Beitrag im Rahmen der Photokina. Der Berichterstatter äusserte sich ziemlich abfällig über die Flut der digitalen Photographien und das sinkende Qualitätsniveau. Kernaussage: Das Bild entstehe im Kopf vor dem Auslösen, nur so sei Qualität möglich. Ich schließe daraus, dass die Nachbearbeitung eines Photos nicht unbedingt die Qualität steigert. Liege ich richtig?
Xristo"

Meine Antwort auf diese Frage ist ein ganz klares JEIN.
Zunächst: Bilderfluten gibt es nicht erst seit der Digitalkamera. Das Großlabor und die immer preiswerteren Materialien haben auch im nasschemischen Zeitalter abermillionen Klicks im Jahr ermöglicht. AGFA hat bereits anno 1932 als geschickte Marketingaktion die Kamera "Preisbox" unter dem Herstellungswert verkauft, um das Geschäft mit Filmen und Abzügen anzukurbeln.

Nächste Frage wäre: was meint dieser Berichterstatter mit einem guten Photo ?
Ein Bild, welches seinen Erzeuger reich und berühmt machte? Wenn's das ist, dann gibt es genug Beispiele für den goldenen Zufallsschuss, der nicht planbar war. Es kommt halt immer auf das Thema an (Landschaften, Reportagen, Portraits...).
Schau Dir mal berühmte Bilder von Cartier-Besson oder Chargesheimer an.

Zuletzt die Nachbearbeitung: Selbst solche Entstehungsperfektionisten wie Ansel Adams haben teilweise mit einem Negativ ganze Tage in ihrer Dunkelkammer verbracht. Beim Digitalphoto wird die DuKa durch die Bildbearbeitung ersetzt. Der "Profi" wird es kaum der relativ mageren Software seiner Kamera überlassen, die Bilddaten zu verarbeiten (um eine kompr. JPG-Datei zu erhalten). Er speichert seine Bilder im unbearbeiteten Rohformat (RAW) und er MUSS deshalb mit den Bildern an den Computer.

Die Äusserung dieses Berichterstatters erscheint mir mittlerweile als weitverbreitete Modemeinung, die meisst von Leuten zu hören ist, die von der Photographie vermutlich nicht sehr viel verstehen (weder in der DuKa, noch am PC).

Nebenbei bemerkt (Achtung Ironie): irgendwie muss sich so ein Reporter ja durch sein ganz persönliches Statement (welches er zuvor zufällig irgendwo aufschnappte) interessant machen. Bei der Vielzahl der Sender, die wir mittlerweile empfangen und der damit verbundenen Flut an Reportagen und Nachrichten muss die Qualität zwangsweise sinken. Früher als wir nur ARD und ZDF kannten, waren die Nachrichten auch noch besser und seriöser. Insofern hat dieser Reporter ja das gleiche Problem wie jeder Photograph ;o)

Schöne Grüße

Achim