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Rundherum in Edessa

Von lisi

Edessa

Edessa
Von lisi

Nach einem Aufenthalt in Saloniki in Edessa angekommen, fanden wir gleich ein kleines Hotel mitten im Zentrum und machten uns auf die Umgebung zu erkunden.

In Edessa gingen wir erst mal essen, mein Mann die Spezialität der Stadt "Tsopleki", ein Gericht aus Rindfleisch, Kartoffeln, Melanzani und Paprika, ich ein Moussaka (ich liebe Moussaka). Wir haben uns extra die Kneipe ausgesucht, wo weniger Betrieb war, äh, wir waren eigentlich die einzigen Gäste, damit der Wirt auch ein Geschäft macht. Im Nachhinein vielleicht ein Fehler, denn am Abend war mir furchtbar schlecht, das Moussaka hatte wohl schon lange auf einen Gast gewartet. Nachmittags ging es aber noch und daher durchkämmten wir die Stadt.

Die Stadt ist eine Augenweide. Mehrere Kanäle (eher regulierte Bäche) durchziehen die Stadt, überall kleine Wasserfälle, Springbrunnen, kleine Parks mit schönen Blumenbeeten, uralte Riesenplatanen, eine alte Moschee, ein steinerner Uhrturm, etliche Kirchen, 2 byzantinische Kapellen, schöne Geschäfte und als Höhepunkt der große Wasserfall, in den alle diese Kanäle münden. Er fällt etwa 30 m tief den Abhang hinunter, auf dem Edessa gebaut ist, und man kann hinter dem Wasserfall vorbeigehen und durch das Wasser auf eine schöne Aussicht blicken.

Edessa als moderne Stadt liegt flach auf einem kleinen Plateau hoch auf den Felsen, auf einer kleinen Stufe unterhalb liegt das alte Industriezentrum, in dem bis in die 60er Jahre allerhand Mühlen, Kleinindustrien, Werkstätten und eine Hanfseilfabrik mit Wasserkraft betrieben worden sind. Im Griechischkurs haben wir gemeinsam einen Artikel über diese Stadt gelesen und das hörte sich so interessant an, dass wir hingefahren sind. Wir haben es nicht bereut und auch alles gefunden und noch mehr. Zu der alten Hanfseilfabrik, die derzeit (naja, schon seit 10 Jahren und es ist noch nicht viel Fortschritt zu sehen) renoviert wird, um als Museum zu dienen, führt ein alter Pfad hinunter. Die Griechen sind ja keine Freunde von langen Wegen (etwa 5 Minuten), daher wurde ein zweiteiliger, gläserner (!) Aufzug an den Hang gebaut. Ist aber auch wirklich ein Genuss mit dem zu fahren. Der fährt ganz langsam und man überblickt die thessalische Ebene, echt schön. Von da oben sollte auch ein Weg zur Ausgrabungsstätte führen, dem alten Edessa. Haben wir vorerst aber nicht gefunden, der Weg endete nach 30 Metern in einer kleinen Müllhalde.

Diese ganzen alten Wassermühlen sind bereits renoviert und in einer davon befindet sich das Volkskundemuseum und in einer anderen ein Aquarium mit einheimischen Fischen - lt. Bericht – aber nicht tatsächlich, denn der Leiter des Aquariums ist ein Grieche, der in Frankreich geboren wurde und erst mit 30 Jahren wieder zurückkam und blieb. Da er Biologe ist, war er der logische Leiter und weil er so ein Tiernarr ist, bringen ihm die Leute alle möglichen Tiere, speziell Amphibien, die sie nicht mehr wollen. Und so sind mittlerweile im Museum nicht nur einheimische Fische untergebracht, sondern auch Klapperschlagen, alle Sorten von tropischen Fröschen, Phytons, ein kleines Krokodil samt dazugehörige Mäusezucht als Futtertiere sowie 2 Eulen, die aus dem Nest gefallen waren. Ein liebenswertes Sammelsurium also.

Diese ganze Anlage fungiert als Freiluftwassermuseum und alle alten Zuleitungen werden noch immer von Wasser durchflossen und werden von vielen Schulklassen besucht. Edessa ist auch eher ein Ausflugsziel für Tagestouristen mit einem großen Restaurant direkt bei den Wasserfällen. Für die Jugendlichen und Schüler wurde außerhalb des Restaurants, aber dazugehörend, eine Fastfood-Abteilung eingerichtet. Echt bäh.

Im danebenliegenden Park – ganz toll gepflegt – findet immer wieder eine Blumenausstellung statt. Jetzt war der Nachmittag vorbei und mir wurde schlecht. Daher ging es früh ins Bett und GottseiDank war es nichts Ernstes, denn am nächsten Morgen schmeckte mir schon wieder das Frühstück.

Jetzt machten wir uns daran, die archäologische Ausgrabung zu suchen. Nach mehrmaligem Fragen gingen wir mal die Strasse entlang, die aus dem Ort führte, und fanden sie nach etwa einer halben Stunde. Naja, für Archäologen ist es sicher interessant, aber wenn es noch nichts Genaues darüber gibt – die Arbeiten sind erst seit kurzer Zeit in vollem Gange – finde ich ein paar umgefallene Steine und kaputte Mauern eher lähmend. Jetzt gingen wir aber den richtigen Weg nach Edessa zurück, neugierig wo wir wohl rauskämen und – hoppla – landeten genau bei der kleinen Müllhalde. Hätten wir nur darüber klettern müssen.

Da wir am nächsten Tag weiterfahren sollten, wollten wir auch die Kirche hinter dem Hotel besichtigen, hat ja nur von 8-12 Uhr geöffnet, es war 11 Uhr. Sobald wir drinnen waren, entdeckte ich eine kleine Türe ohne Schloss. Neugierig musste ich natürlich erkunden, was dahinter war. Eine Wendeltreppe, die nach oben führte! Da gab es kein Halten und wir stiegen auf den Glockenturm hinauf. Von dort hatten wir eine fantastische Aussicht über die ganze Stadt, echt super. Danach wieder runter auf die Galerie (Chorraum) der Kirche und wir bewunderten die schönen Wandmalereien, den Luster und die geschnitzten Bänke. Etwa 10 vor 12 Uhr waren wir fertig mit Fotografieren und gingen wieder runter. Mein Mann sagte noch: "Was ist denn das für ein komisches Pfeifen?" da ging auch schon ohrenbetäubend die Alarmanlage los. Wir schnell zum Tor – oh schreck, wir waren in der Kirche eingesperrt!

Na, super, jetzt wird gleich die Polizei kommen, die bösen Ikonenräuber verhaften. Die Alarmanlage plärrte und heulte, ging nach 10 Minuten aus – und keiner kam. Der Vorraum der Kirche vergittert und milchverglast. Wir schafften es ein Fenster aufzukriegen, hinter Gittern waren wir noch immer und kein Mensch draußen. Wir riefen und rüttelten – ein Radfahrer fuhr vorbei, guckte und fuhr weiter. Eine Frau mit Kinderwagen ging vorbei – guckte und ging weiter. Dann kam lange niemand mehr. Endlich kehrte eine Frau, die vis-a-vis wohnte, nach Hause zurück und nahm uns endlich zur Kenntnis. Sie kam näher und fragte: "Wie kommt ihr denn da HINEIN?" Dann kam ihr Sohn und wieder bla-bla,bla, bis er endlich sagte, er werde jetzt beim Mitropoliten anrufen, damit jemand mit einem Schlüssel käme. Nach endlosen weiteren 15 Minuten, in denen sie uns allein ließen, kam dann ein Typ auf dem Moped angeknattert, der uns raus liess. Glücklicherweise befand sich die Kirche in der Stadt und nicht irgendwo auf dem Land, abgelegen.

Na, auf den Schreck gingen wir erst mal essen und trafen dort im Restaurant unseren Biologen. Der konnte sich überhaupt nicht mehr einkriegen, als wir ihm die Geschichte von der Kirche erzählten. Dann sprachen wir halt über sonst noch einiges und er erzählte uns, das er (griechenuntypischerweise) jeden Tag vor der Arbeit 10 km mit dem Rad fährt und gerne wandern geht. Da sagte ich, dass er sicher Mitglied bei der Gesellschaft der Naturfreunde ist, die in Edessa schon 1920 gegründet wurde und die auch in dem Artikel erwähnt war, und da antwortete er: "Ich bin der Vorsitzende, ihr dürft 'Herr Präsident' zu mir sagen!" Wir hatten also eine wirklich gute Unterhaltung und er gab uns den Tipp, den Hügel der Naturfreunde außerhalb der Stadt zu besuchen. Da fuhren wir natürlich gleich hin und dort gibt es wirklich schöne Wanderwege und wisst ihr, was wir dort gefunden haben? Haufenweise Schildkröten! Die sind dort überall auf den Wiesen und in den Wäldern. Mein Mann hat sie zuerst entdeckt, weil er über eine gestolpert ist. Ich hatte wilde Landschildkröten noch nie vorher gesehen (in freier Natur). Er hat dann so einen Schildkrötenblick (so wie er auch einen Schwammerlblick im Wald hat – ich finde nie welche) entwickelt und wir haben noch viele gefunden – es muss da 100e geben. Tolle Sache!

Wir sind dann auch noch ein bisschen weiter rausgefahren zu einem kleinen See, der die kleinen Kanäle in der Stadt speist, dort spielte sich aber nichts ab. Das Ausflugsrestaurant war verwaist – nur eine hartnäckig bettelnde Ente trieb auf dem Parkplatz ihr Unwesen. Die beschriebenen Schwäne waren wohl alle beim Nisten und unsichtbar und wir fuhren daher weiter zum grösseren See, der nicht weit weg ist. Angeblich waren die Seen früher unterirdisch miteinander verbunden, jetzt aber nicht mehr, denn:

Leider hat sich in den letzten 15 Jahren der See etwa 50 m vom Ufer zurückgezogen und der Wasserspiegel um etwa 10 m gesenkt (Auspumpungsmassnahmen für neu am Seeufer errichtete Kirschenplantagen) und der damals angelegte und sich damals direkt am Seeufer befindliche Campingplatz ist für immer geschlossen. Einen Fischer trafen wir am gegenüberliegenden Ufer der auch nicht so zufrieden war, denn ausgerechnet heuer hat der See doch wieder ein bisschen zugenommen und seinen in den letzten Jahren angelegten Garten überflutet. Wir spielten ein bisschen mit seinem Hund und redeten über Gott und die Welt, dann fuhren wir wieder nach Edessa zurück.

Am Abend lagen wir rücklings im Bett und sahen uns die Fotos und Videoszenen an, die wir tagsüber gefilmt hatten an und schliefen dabei ein, bis uns die Kamera auf den Kopf fiel. Boing, unsanft wieder aufgewacht. Am nächsten Tag sollte es Richtung Kalambaka weitergehen...

Geschrieben 16.02.2008, Geändert 18.02.2008, 3719 x gelesen.

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