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Antikes Donoussa

Von Xristo

Donoussa, Ausflug zur Geometrischen Siedlung bei Vathi Limenari im August 2002.

Es ist gerade hell geworden, als ich um 6.00 Uhr aufbreche. Entlang der Kendrosbucht mit ca. 80 Zelten über schmale, steinige, fast nicht zu erkennende Pfade am Küstensaum mehr kletternd als gehend erreiche ich noch im Schatten der Vorgebirge den Felsen der bedeutenden Geometrischen Siedlung, der sich wie ein schlafendes Krokodil neben der Vathi Limenari-Bucht, die ihr einst als Hafen diente, erhebt, den Ort der 1968 ausgegraben wurde, eine von drei befestigten Siedlungen der geometrischen Zeit um 800 v. Chr. (Aj. Andreas auf Siphnos und Zagorä auf Andros). Inzwischen ist es 8.00 Uhr und mich berührt gerade der Hauch der Geschichte. Es könnte natürlich aber auch der aufkommende leichte Morgenwind sein.

Dass hier auf diesem steilen Felsen vor 3.000 Jahren und - wie Funde gezeigt haben - schon in der Bronzezeit Menschen gelebt haben sollen, ist fast nicht zu glauben. Es ist lediglich ein schmaler Felsrücken, aussehend wie ein im Wasser liegendes schlafendes Krokodil, an dessen Grat sich einige kümmerliche Mauerreste ducken. Der Ausgrabungsbericht gibt ein genaueres Bild, das allerdings vor Ort nur schwer nachzuvollziehen ist.

Die Archäologen beschreiben einzelne Häuser von verschiedener Form und Größe, ihre Abmessungen, ihre Inneneinrichtung mit Ruhebänken, Herdstellen, Sockeln, auf denen Dachstützen ruhten, von Scherben, Bronzearmbändern und Äxten. Und vor allem die Keramik, die so bedeutsam war, dass sie der Zeit ihren Namen gab. Sie zählt zu den bedeutendsten Funden in der Ägäis. An der Wehrmauer, die die Landzunge gegen die Insel abschliesst und die ich an dem kleinen Durchbruch überschreite, sollen sogar noch Steinkugeln als Munition zur Verteidigung gefunden worden sein. Davon ist nun nach 35 Jahren nichts mehr zu sehen. Nach dem Ausgraben wurde der Verfall durch hemmungslose "Leichenfledderei" beschleunigt. Schon sehen die Mäuerchen genau so aus, wie jede andere verfallene Steinhütte irgendeines Ziegenhirten, nur um Nuancen verwitterter.

Nun sitze ich hier im "Wohnzimmer" eines 2-Raum Hauses und schreibe diese Gedanken auf. Vor 3.000 Jahren schien genauso die Morgensonne über den Berg, plätscherte genauso das ruhige Meer, wenn nicht doch der Meltemi wehte. Am Horizont die Konturen der Nachbarinseln Amorgos, Keros und Koufonissi. Nur die Maschinengeräusche der aus Amorgos nahenden "Skopelitis" stören auf einmal, wo sie doch sonst fast wie Musik klingen.

Damals waren die Hügel ringsum wahrscheinlich bewaldet. Die Leute kamen gerade vom Feld, aus den Wäldern oder vom unten liegenden kleinen Hafen, in den Häusern klapperte das Gerät, mit dem die Frauen wirtschafteten im kleinen Hof, am steinernen Herd. Kindergeschrei erklang genauso wie gestern vor meinem Zimmer. Ein Tontopf zerspringt in der Glut des Feuers, die Scherben verschwinden im erdigen Untergrund, wie sonst sollen die Archäologen dereinst finden? Die Aufzählung der gefundenen Gegenstände erstaunt mich. Das sieht nicht nach einem geordneten Auszug aus, sondern lässt schreckliche Ereignisse der Zerstörung ahnen. Piratenüberfälle, Naturkatastrophen, die das Leben plötzlich ausgelöscht haben müssen.

Neue Bewohner kamen nach Denoussa oder Stenoussa, wie man die Insel auch nannte. Die Römer richteten hier ein Straflager ein. Im Mittelalter flohen die Einwohner vor den Piraten nach Amorgos, lediglich die Ziegen blieben zurück. Erst nach der Vertreibung der Türken nach 1829 kehrten Bewohner zurück und besiedelten unter der Obhut des Klosters Chosoviotissa Stavros und Mersini.

Hinweis zum Ausgrabungsbericht

Ausführlicher Ausgrabungsbericht
von Werner Ekschmitt in: "Kunst und Kultur der Kykladen, Teil II: Geometrische und Archaische Zeit."
Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein

Geschrieben 10.12.2002, Geändert 10.12.2002, 2310 x gelesen.

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