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Sturmfahrt nach Donoússa

Von Xristo

Der Wind ist etwas abgeflaut. Es ist ja noch früh. Beim Frühstück treffen wir den Peter aus Österreich, der uns seine Befürchungen bezüglich der Fahrt nach Donoussa beunruhigend zu Bewusstsein bringt.

Wir besprechen drei Möglichkeiten: um 10:00 mit der Aqua Sprit (7 Stunden), um 14:00 mit der Scopelitis (4 Stunden) oder mit der Blue Star Naxos um 22:45 (1,5 Stunden). Die Scopelitis ist das Problem, da sie nur bis Windstärke 6 fährt, wir haben am Mogen doch schon geschätzte 5 bft. Wir beharren auf der Risikovariante. 14:00 mit der Scopi, aus emotionalen Gründen. Aber sie legt planmäßig nicht um 12:00 nicht. Telefonieren mit Loni auf Donoússa: die Scopi sei schon von DON 1 1/2 Stunden später abgefahren. Also gehts doch weiter, aber eine Unsicherheit bleibt, wird sie auch Donoússa ansteuern, oder von Koufoníssi direkt nach Amorgós fahren? Wir haben Zeit für einen Rundgang durch die Chora hinauf zum Kastro. Einen Auftrag muss ich noch in derChora erledigen: Ich übergebe dem überraschten Sandalenmacher Pagonís die nicht bestellten Sandalen, die ich im März ohne Packzettel geliefert bekam, alles ist falsch: Damenausführung Größe 42! Roman Style!

Um 15:00 bewältigen wir wirklich unsere 4. Reise-Etappe! Ruhige Fährenfart bis Iraklia, Schinoussa und Koufonissi. Aber dann! Der Kanal zwischen Naxos und Donoússa wirkt wie eine Düse. Ich sitze anfangs noch an Deck, hinten auf meinem Lieblingsplatz, dem Kasten der Hydraulik, geschützt unter der Treppe zum Oberdeck. Doch dann sprüht die Gischt stoßweise auch hier von oben herab. Nur jetzt unter Deck! Ich hangele mich bis zum Niedergang, rutsche bei einem heftigen Stoß aus und bekomme einen nassen HIntern auf der überfluteten Treppe. Die Bewegungen des bei jedem Wellenstoß erzitternder Rumpfes sind heftig, unregelmäßig, die Wellen schwallten an die Fenster, sodass man denken kann, man führe schon unter Wasser. Die Stühle im Salon rutschen über den Teppich mal hierhin, mal zurück. Ein Besatzungsmitglied wischt das an den Fenstern eindringende Wasser auf. Blaue Tüten werden gereicht. Es wird nachbarlich gekotzt, aber bei uns im Magen bleibt alles in Ordnung. Erst 5 min vor Stavros beruhigt sich der Schiffslauf, die Scopi gleitet wie gewohnt mit elegantem Schwung heckwärts an den Anleger..

Am Kai werden wir von Loni, Spiros, Angeliki, Sofia und Elias überschwänglich wie Überlebende aus großer Not begrüßt, Küsschen links und Küsschen rechts. Auch Peter ist schon da. Man hat gesehen, wie sich die Scopie herangekämpft hat, manchmal in den Wellen verschwindend, dann wieder sich aufbäumend. Das Gesprächsthema: der Sturm hat schon 7 bft erreicht, wie heldenhaft wir diese Höllenfahrt überstanden haben.

Auspacken, zur Ruhe kommen, essengehen. Nur die Ouzerie oberhalb des Hafens hat geöffnet. Wir werden wie lang erwartete Gäste von Joanna begrüßt. Küsschen links und Küsschen rechts. Ziegenstifado und Gigantes, der erste Retzina. Ich passe meine kulinarischen Ansprüche schnell dem Donoussniveau am. Auch Vasso und Irini sind da. Küsschen links und Küsschen rechts. Der "Großvater", den ich noch als den Hauptdarsteller des Schwanks im Amphietheater in Einnerung habe. Peter, der sicherheitshalber die 7 Stunden mit der Aqua Spirit auf sich genommen hatte, unterhält uns mit Erzählungen seiner Weltreisen, auf Wienerisch, was ich auch akustisch kaum verstehe, (die hörgeräte sind wohlverwahrt im Koffer geblieben).

So wie sich die heftigen Stöße und Wellenbewegungen der Schiffspassage langsam aus meinem Gleichgewichtssinn verabschieden, so stellt sich beim abendlichen Absacker-Ouzo am Tisch vor meinem Zimmer das gewohnte Donoussa-Gefühl her - Ruhe und Gelassenheit.

Mai 2015

Geschrieben 02.06.2015, Geändert 02.06.2015, 4222 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Xristo vom 03.06.2015 21:43:01

... und dazu noch fließend Kaltwasser und Sitzfleischmassage!


Kommentar von Schalimara vom 03.06.2015 20:33:31

Abenteuerurlaub auf der Scopi für geschätzte 7.50 Euro ;-)
Da zahlen andere ne Menge Geld für ;-))


Kommentar von Janis74 vom 03.06.2015 00:05:00

Wunderbar beschrieben, man fühlt beim Lesen die Gischt, wie sie einem hinten an Deck der Scopi ins Gesicht donnert. Habe auch schon so ähnliche Fahrten miterlebt, aber immer das Gottvertrauen in den Kapetan und seine Mannschaft gehabt. Klatschnass auf Donoussa ankommen... Ein Erlebnis!