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Zum Kloster Nea Moni und zur Totenstadt Anavatos

Von Alphons

Unser Startpunkt ist wieder der Busbahnhof am Stadtpark von Chios-Stadt. Wie üblich der Tipp hier: wer es sich zutraut, sollte den Roller nehmen, die Straßen sind alle asphaltiert, die Ungeübten können das Mietauto wählen. Die Strecke ist um die sechzig Kilometer lang. Auch hier sollte ein ganzer Tag eingeplant werden.

Wir fahren (auf die Schilder achten) Richtung Karyes / Nea Moni. Die Straße führt uns zuerst wieder durch die Stadt in Richtung der Berge im Westen. Es dauert einige Zeit bis man die Vororte von Chios-Stadt hinter sich gelassen hat. Nach einiger Zeit taucht rechts an einen Berghang geschmiegt Karyes auf. Wer viele steile Gassen klettern kann und Lust auf eine kleine Pause hat, kann ruhig mal einen Abstecher machen. Denn von nun an geht es über zahlreiche Serpentinen auf das Hochplateau der Insel. Nachdem man oben angekommen ist sollte man unbedingt eine Pause machen und die unglaubliche Aussicht auf Chios-Stadt und Vrontados genießen. Über das Meer bis weit in das türkische Festlandreicht von hier aus der Blick. Vorbei am Abzweig zu dem kleinen Kloster Agios Markos, fahren wir immer ein wenig bergauf und bergab durch kühle Pinienwälder und schroffe Felsabschnitte bis wir nach knapp fünfzehn Kilometern zum Abzweig nach Nea Moni kommen. Nach einigen Kurven bergab liegt dann vor uns in einem grünen Bergtal die Klosteranlage von Nea Moni.

Die Kirche von Nea Moni ist eine der bedeutendsten byzantinischen Kirchen außerhalb des griechischen Festlandes, prachtvoll ausgeschmückt mit goldenen Mosaiken. Schon im 13. Jahrhundert wurde das Kloster Nea Moni erbaut und war Jahrhunderte lang ein wichtiger Standort der orthodoxen Kirche und bot mehreren Hundert Pilgern Platz. Wie immer sollte man sich ein wenig Zeit nehmen um die weiträumige, zum größten Teil zerfallene Anlage zu entdecken. Sehr skuril ist das Beinhaus direkt neben dem Haupttor.

Hier ein Tipp: Achtet darauf, dass ihr nicht in der Mittagszeit das Kloster erreicht, da ist nämlich geschlossen.

Nachdem wir die Hauptstraße wieder erreicht haben fahren wir weiter Richtung Avgonima und Anavatos. Die Landschaft wird nun karger, nur durchsetzt von einigen Pinienwäldchen. Wie erreichen Avgonima, dass noch vor kurzem relativ verlassen und zerfallen war. In den letzten Jahren wurde es allerdings von einigen "Exil-Chioten" als Feriendomizil wiederentdeckt und hat nun sogar einige wunderschöne Ferienwohnungen anzubieten. Wer also mal ganz zurückgezogen Urlaub machen möchte, findet hier den idealen Platz. Informationen zu den Ferienwohnungen bekommt man in der Taverne auf dem zentralen Platz von Avgonima. Hier sollte man auch unbedingt die Mittagspause einlegen und etwas essen. Die Speisen sind günstig und wirklich hervorragend, vor allem die Fleischbällchen mit Minze (Keftedes).

Hinter Avgonima befindet sich der Abzweig nach Anavatos. Über kurvige Straßen und durch ein grünes Tal taucht dann nach etwa fünf Kilometern Anavatos auf einem hohen Berg thronend auf. Als ich Anavatos zum ersten mal sah, mußte ich an die Pueblos der Indianer denken. Anavatos wird auch als die Totenstadt von Chios bezeichnet. Nicht nur weil in dieser Stadt außer ein paar älteren Leuten am Ortseingang niemand mehr wohnt, auch durch die Geschichte hat es diesen Namen bekommen. Anavatos war einst die letzteRückzugsbasis der Chioten während der Piratenüberfälle im 7. und 8. Jahrhundert, geschützt und versteckt gelegen. Sie war auch die letzte Rückzugsmöglichkeit während des schrecklichen Massakers der Türken 1822. Von den damals 100.000 Chioten blieben nur 30.000 am Leben. Sogar im fernen Mitteleuropa bestürzte dieses Verbrechen die Menschen so sehr, dass Victor Hugo ein Gedicht ("Die Kinder von Chios") und der Maler Delacroix ein Gemälde ("Das Massaker von Chios") darüber anfertigten. Allein hier in Anavatos, sind nach dem Fall der Stadt Tausende in die Schluchten gestürzt worden. Wer einmal in Anavatos rechts und links die steilen Hänge hinabgeschaut hat, erschauert noch heute.

Die Stadt ist nach diesen Geschehnissen nie wieder besiedelt worden. Einige Häuser innerhalb von Anavatos sind zum Teil wieder bewohnbar gemacht worden, auch ein kleines Museum wurde hergerichtet.

Hier ein Tipp: Am Ortseingang von Anavatos verkaufen die älteren Leute manchmal Kräuter und einen einzigartigen Tee, den Bergtee aus gesammelten Kräutern. Er ist phantastisch erfrischend und sehr bekömmlich. Die Chioten schwören drauf, ich mittlerweile auch.

Link

chiosonline.gr

Geschrieben 21.05.2002, Geändert 21.05.2002, 1693 x gelesen.

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