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Ai Strati. Schwierige Geschichte

Von Katerina

Im Oktober 2021.

Von Montag bis Samstag pendelt die 20-Meter-Inselfähre "Aiolis" (auch "Aeolis"), gerade mal ein Jahr jünger als ich, zwischen Agios Efstratios (kurz "Ai Strati") und dem neuen Hafen in Myrina auf Limnos. Frühmorgens von der Miniinsel nach Limnos, mittags um halb drei zurück. Die Tickets bekommt man nur auf der Fähre, wo auch das Gesundheitsformular auszufüllen ist, das hier nur auf Griechisch vorliegt. Acht Euro kostet die Überfahrt pro Person, sie dauert zweieinhalb Stunden.

Ich hatte am Vormittag telefonisch ein Zimmer im Guesthouse von Julia Balaska reserviert, 30 Euro die Nacht. Und sah nun mit gemischten Gefühlen dem Inselzwerg entgegen: Was würde mich erwarten?
Aber jetzt oder nie, auch wenn es nur zwei Nächte dort sein sollten. Denn ich hatte Zweifel, dass ich nach den bisherigen Erfahrungen dieser Ecke der Ägäis in der Zukunft wieder einen Besuch abstatten würde. Also auf nach Ai Strati, angucken, und abhaken.

Die Fährbesatzung scheint mir aus echten Seebären zu bestehen, wettergegerbte Typen in karierten Hemden. Ich erklimme über steile Treppen das höchste Deck, werde dann sanft hinter das Steuerhäuschen zurückdirigiert, habe aber Platz genug, denn sonst strebt niemand zu solchen Höhen. Meine Mitpassagiere auf den unteren Decks sind einige Soldaten und männliche Zivilisten, eine ältere Frau und zwei Männer von der OTE. Keine Touristen. Keine Ausländer.

Die "Aiolis" ist eine schmale, aber hohe Fähre. Entsprechend schaukelt sie, vor allem auf dem obersten Deck. Tapfer kämpft sie sich durch Wind und Wellen nach Ai Strati, wo sie nach zweieinhalb Stunden Fahrt ankommt. Ich bin trotz Anorak durchgefroren - die herbstliche Nordostägäis ist kein Sonnenparadies.

Die von der Spätnachmittagssonne angestrahlte Idylle, die mich am Hafen von Ai Strati empfängt, vertreibt die trüben Gedanken: ein schnuckeliger Fischerhafen samt Enten und netzflickender Fischern, eingerahmt von den hübschen Häusern der Nordägäis mit den vorspringenden, sogenannten "türkischen" Balkonen.
Die stehen allerdings nur vorne am Hafen, denn bei einem schweren Erdbeben am 20. Februar 1968 wurde der Ort zum größten Teil zerstört, zwanzig Menschen kamen ums Leben. Die teilzerstörten Häuser wurden von den Obristen der Junta ohne Rücksicht auf Verluste abgerissen, der Ort wurde weiter hinten im Tal wieder aufgebaut, wo vorher die Verbannten lebten oder sich die Gärten befanden. Viele der ges(ch)ichtslosen eingeschossigen Bauten haben bis heute überdauert. Manche von ihren Bewohner liebevoll mit Pflanzen und Farbe geschmückt, andere verlassen und ins Ruinöse übergehend....

weiter hier www.nissomanie.de/nordost%C3%A4g%C3%A4is /agios-efstratios/

Geschrieben 03.11.2021, Geändert 03.11.2021, 745 x gelesen.

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