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Apokries auf Skyros

Von Katerina

Auf der Insel Skyros in der nördlichen Ägäis wird das traditionelle Brauchtum noch sehr gepflegt. Besonders der Karneval (=Apokries) wird auf einzigartige Art gefeiert:
An den Wochenenden vor Beginn der Fastenzeit, die am Kathara Deftera beginnt, ziehen maskierte „Glockenmänner“ stundenlang bis spät in der Nacht durch die Gassen der malerischen Chora.

Diese Glockenmänner, „Jéros“ (Γέρος), genannt, was so viel wie „alter Mann“ bedeutet, tragen eine seltsame Tracht: Oben sieht der Jeros wie ein Tier (eine Ziege) aus, unten wie ein Mensch. Dazu trägt der Jeros eine taillenlange zottelige Kapuzenjacke aus schwarzem Ziegenhaar (früher waren es Ziegenfelle, aber die waren hart und sehr unbequem), und als furchteinflößende Maske das Fell eines Ziegenkitzes mit zwei kleinen Löchern darin als Sehschlitze.
Um die Taille baumeln an einem Strick mehrreihig größere und kleinere Glocken, je nach Stärke des Jéros. Die Glocken können einen Durchmesser bis zu 30 Zentimeter haben, und da ein Jeros zwanzig bis dreißig Glocken trägt kann so ein Glockengebinde ein Gewicht von fünfzig Kilogramm (und einen Wert von mehreren tausend Euro) erreichen!
An den Beinen trägt der Jéros eine schafwollene weiße Strickhose, die Waden bedecken gamaschenähnliche Stulpenstrümpfe, ebenfalls in Wollweiß, die an den Knien mit dünnen schwarzen Bändern gehalten werden. Und die Füße zieren natürlich die inseltypischen Ledersandalen, die Trochadia. Dann gehört unbedingt noch ein langer glatter Hirtenstab dazu, der oben gebogen ist.

Der Karnevalsbrauch auf Skyros geht vermutlich auf dionysische Fruchtbarkeitskulte der Antike zurück. Die Sache mit dem speziellen „Outfit“ wird aber mit dieser Geschichte erklärt: in einer eiskalten Winternacht erfror einem Hirten auf Skyros seine ganze Ziegenherde. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den toten Tieren die Felle abzuziehen, sie sich samt den Ziegenglocken umzuhängen und in die Chora zu gehen, wo er mehr tot als lebendig und halb irre ankam. Und man ihm zu Ehren diesen Brauch eingeführt haben soll.
Seine Frau begleitete ihn, weshalb auch der Jeros oft von der sogenannten „Korella“, einer Frau in Tracht mit einer Stoffmaske vor dem Gesicht, begleitet wird, die ihn taschentuchschwingend umtanzt.

Die Glockenmänner gehen in den Gassen auf und ab, ihre Glocken scheppern ohrenbetäubend. Gelegentlich duellieren sich zwei oder mehr Männer in einem Wettkampf – wer schafft es länger, die Glocken in einem wilden Hula-Hoop zu schwingen? Nach zehn Minuten oder auch länger springt der Unterlegene stockschwingend in die Höhe, die Gruppe löst sich auf, um wenig später erneut aufeinanderzutreffen und den verrückten „Tanz“ von vorne zu beginnen.

Wer den Karneval auf Skyros miterleben möchte, dem seien ein Zimmer mit Heizung, warme Kleidung (Handschuhe, Mütze!) und Lärmresistenz empfohlen. Dafür erlebt man etwas absolut Einzigartiges und Unvergeßliches!

Mehr über Skyros und die Geschehnisse am Karneval, aber auch über die Insel und ihre Besonderheiten unter www.nissomanie.de/sporaden/skyros/

Geschrieben 27.12.2013, Geändert 27.12.2013, 2860 x gelesen.

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