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Ist Schinoussa chic geworden?

Von Richi

Neulich las ich hier im Forum, die kleine Ostkykladeninsel Schinoussa sei „seit Jahren chic geworden“. Da frage ich mich schon, woher der Schreiber seine Informationen hat, denn es gibt dort weder Edelboutiquen noch Szene-Bars, Nobelrestaurants oder Souvenirläden.

Das erste Mal besuchte ich 1988 diese Insel, seit jetzt fünf Jahren komme ich wieder regelmäßig. Schick finde ich die Insel nicht, sie ist nicht schicker als die Nachbarinseln Iraklia oder Donoussa auch.

Wenn man im spärlich bestückten Lebensmittelladen von Schinoussa in der Schlange der. Einheimischen zusammen mit den albanischen Bauarbeitern zum Brotkauf ansteht (das Brot kommt in der Vorsaison mit der Fähre von Amorgos oder Naxos) dann erinnert es doch eher an andere Zeiten als an Schickimicki.

Natürlich hat sich in den letzten Jahren viel auf diesen Inseln verändert, die Klientel ist eine andere geworden, ein Billigurlaubsziel sind sie schon lange nicht mehr. Studenten und die möchtegern-Hippies mit wenig Geld in der Tasche bilden nicht mehr die Hauptzielgruppe.

Spätestens als ich sah, dass unser Tavernenwirt jeden Abend ein frisches anders farbiges Poloshirt trug, wusste ich, die Zeiten ändern sich. Man legte bis dahin ja nicht viel auf Äußerlichkeiten, hatte als Tourist kleines Gepäck dabei, so dass ein T-Shirt auch schon mal durchgewaschen wurde, um es ein weiteres Mal anzuziehen. Und man gewöhnte sich an, mehrere T-Shirts der gleichen Farbe mitzunehmen, damit der Wechsel nicht so auffiel.

So kannte man halt seine Gleichgesinnten, den mit dem immer gleichen roten T-Shirt, die mit der immer gleichen karierten Bluse oder den mit den dunkelblauen Funktions-Shirts. Kein Mensch störte sich daran.

Heute ist das jedoch anders geworden, man achtet schon darauf – wie zu Hause auch – jeden Tag etwas anderes anzuziehen, ganz kleines Gepäck gibt es nicht mehr. Aber Gewohnheiten, die man von zu Hause mitbringt, sind ja nun nicht gleich ein Indiz für mehr Schickimicki. Oder?

Natürlich ist die perfekte ruhige Lage des Hafens von Schinoussa für viele Segler ein guter Grund, die Insel anzusteuern, der Segeltourismus hat hier schon enorm zugenommen, aber die meist gut betuchten Segler bleiben meist nur für ein bis zwei Nächte auf der Insel, bevölkern die Tavernen und sind dann tagsüber nicht mehr zu sehen. Das Inselflair verändert das sicher nicht.

Und dass die Qualität und die Anzahl der Restaurants zugenommen hat, das beobachten wir auch auf den anderen kleinen Kykladen, man denke nur an Pera Panta auf Iraklia, an Tzi Tzi auf Donoussa, Gastronautis auf Koufonissi etc..

Dass wir im Deli bei Dimitri oder im Restaurant Kira Pothiti besonders gut essen, ist ja kein Geheimnis, dass aber die Preise für die Qualität, die man dort bekommt, eher günstig sind, sage ich lieber nicht zu laut.

Und wenn man bedenkt, dass die Einwohner Schinoussas auch heute noch vorwiegend von der Landwirtschaft leben, und die Landjugend sieht, wie sie sich am Abend im Kafenion I Chara trifft, kann man sich schwer vorstellen, dass Schinoussa seit Jahren chic geworden sein soll.

Richi

Geschrieben 02.01.2017, Geändert 02.01.2017, 2668 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von kokkinos vrachos vom 10.01.2017 16:20:01

Moin, ich sehe es auch so wie du es beschrieben hast.

Das die Zeit auf Schinoussa nicht stehen bleibt und sich weiter dreht sollte aber auch klar sein. Auch das sich die Insel und die Besucher verändern.

Das Archipelagos Boutique Hotel wo schon mal eine Übernachtung 150€ kostet zieht natürlich schon ein anderes Publikum an.
(Im April 2014 war das Archipelagos Boutique Hotel noch im Bau und hieß auf Schildern " Archipelaogos Holiday Resort".

Auch der zunehmende Segeltourismus verändert das Gesicht der Insel.

vg, kv


Kommentar von Richi vom 09.01.2017 13:38:46

Genau! ;-)


Kommentar von Janis74 vom 09.01.2017 11:36:40

Verstehe ich das richtig? Du hast früher immer mehrere T-Shirts der gleichen Farbe mitgenommen, damit der Wechsel nicht so auffiel? Damit die Inselbewohner und Touris denken: "Boah, der müffelt ja noch gar nicht…" Und seitdem die Einheimischen neuerdings täglich ihre Klamotten wechseln, machst Du das auch…?

Assimilation auf Schinoussa oder Wahrung der kulturellen Herkunft des Touris, wo man im Outlet Hugo Boss und Co. einkauft, um was her zu machen?

Aber ich geb's zu: Ich würde mich auch nicht mit' nem Laptop bei Nikitas auf Donoussa hinsetzen. Bei Finikas auf Koufonissi dagegen ist es inzwischen normal. Aber ich nehme so einen kapitalistischen Quatsch erst gar nicht mit. Das stört beim Treiben lassen und den Versuchen, besser als andere zu reisen… ;-)