Ormos Kryfos - Wanderung zu einsamer Badebucht

Am Strand von Kryfos kommt man sich vor wie Robinson Crusoe, so einsam ist es. Ormos Kryfos heißt "versteckte Bucht". Sie ist auf dem Landweg nur über Ziegenpfade zu erreichen. Dies ist zugleich eine schöne Wanderung. Das mag strapaziös erscheinen, aber man wird durch schöne Ausblicke und durch ein Bad im Meer für die vermeintlichen Strapazen entschädigt. Von Agios Marína ist man etwa 1,5 Stunden unterwegs. Die Entfernung beträgt ca. 5 Kilometer. Zwei Drittel davon werden auf ebener Straße rund um den Golf von Alínda zurückgelegt und sind sehr einfach zu gehen.

Bereits nach wenigen hundert Metern kommt man an einer alten Windmühle vorbei, die im Wasser steht und trockenen Fusses wohl kaum zu erreichen sein dürfte (idyllisches Fotomotiv). Unmerklich geht Agios Marína in Krithóni und dieses in Alínda über. Ein Soldatenfriedhof der Alliierten (Briten und Kanadier) erinnert an die Ereignisse des 2.Weltkriegs, als um Leros erbittert gekämpft wurde. Leros war damals zunächst von den Italienern besetzt. Nach der Landung der Alliierten auf Sizilien und ihren Vormarsch nach Norden kapitulierte Italien bereits 1943. Die italienischen Truppen auf Leros wechselten die Seite und ermöglichten den Briten eine schnelle Einnahme der Insel, um damit einer Ablösung der italienischen Besatzung durch eine deutsche Besatzung zuvorzukommen. Die Deutschen jedoch waren nicht von dieser Absicht abzubringen und bombardierten die Insel, bevor Leros dann von deutschen Truppen aus der Luft und von See aus eingenommen wurde. Diese Kämpfe forderten viele Opfer. Als Deutscher wird man manchmal auf den Inseln der Dodekanes heute noch daran erinnert - von den älteren Leuten - die als Kinder erlebt haben, dass die Härte und Grausamkeit der Deutschen gegenüber der Zivilbevölkerung beispiellos war.

Nach dem Sodatenfriedhof passiert man die extravagante Villa Bellini, ein Museum der Geschichte von Leros. Leider war es zu dem Zeitpunkt unserer Reise geschlossen, obwohl es nach den angeschlagenen Öffnungszeiten eigentlich geöffnet haben müßte. Dafür gibt es gleich darauf die eine oder andere Taverne, deren Wirte Tische und Stühle direkt am Meer aufgestellt haben. Von hier hat man einen schönen Blick über die weite Bucht, die von dem Kastell oberhalb von Agios Marínos beherrscht wird. Am Ende der Asphaltstraße geht es über Ziegenpfade weiter, bis unten die "versteckte Bucht" auftaucht. Es gilt hoch genug zu steigen, da unten am Meer wegen einer steil abfallenden Felsküste kein Durchkommen ist. Sobald man unten den kleinen Kiesstrand erblickt, ist das Ziel so gut wie erreicht. Der Abstieg sollte jedoch nicht unterschätzt werden (Vorsicht es ist sehr steil!). Selbst an dieser einsamen und abgelegenen Bucht ist der 2. Weltkrieg nicht vorbeigegangen. Hier konnten im November 1943 deutsche Landungstruppen des Nachts unbemerkt landen und so die Eroberung der Insel mit bewerkstelligen.

Wandern auf griechischen Inseln

Buchreihe Wanderführer von Dieter Graf

• nützliche Details
• beschriebene Wanderung aus dem Band "Samos. Patmos. Nördlicher Dodekanes"
• mit Plan und Text

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Infos über Leros