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Streifzug auf dem Óros Athéras auf Ikaría.

Von edy

Ikaría ist eine sehr ruhige und spezielle Insel. Mir wurde das schon in Athen von einem Hotelmanager nahe gelegt. „Du liebst oder hasst die (rote) Insel.“ Ihm gefiel sie nicht, weil die Menschen dort so langsam seien. Für mich hieß es, unbedingt hin.

Laut der Literatur reisen die meisten Urlauber (immer noch wenige) in den nordwestlichen Teil von Ikaría. Bekannt ist die Ortschaft Armenistís. Dort befinden sich auch die tollen Strände, viele gut markierte Wanderwege und in der Nähe die Stadt Christós Ráches, die durch die Nacht lebt (Abends bis in die Frühe 3 oder 4 Uhr). Auf dieser Seite der Insel befindet sich auch die bekannte Höhlen- oder Felsenkirche Theosképasti. Mein erster Aufenthalt fand in der in der Inselhauptstadt Ágios Kírikos statt, bevor es mich nach Armenistís verschlug.

Ágios Kírikos war mir sofort sympathisch, denn es war eine kleine Hafenstadt, die Leute sehr gemächlich, kein Nightlife und ich war der einzige Touri (einer zuviel). Von Ágios Kírikos sieht man auch das imposante Gebirgsmassiv des Óros Athéras, das sich fast durch die ganze Insel zieht. Natürlich schlug mein Wanderherz sofort höher und plante eine Tour von der Hafenstadt aufs Massiv. In den Büchern gab es keine Schilderung, wie man dorthin gelangt. So suchte ich mit dem Fernglas eine Möglichkeit, auf das Massiv durch die Wald-und Felslandschaft hochzukommen. In der Frühe gings los.

Die Wanderung 28 aus Dieter Grafs Buch (42 Wanderungen auf 10 Inseln. Samos, Patmos etc.) kombinierte ich mit dem Aufstieg. So folgte ich der Schilderung bis an den Punkt, wo der Eselspfad begann. Es war ab und zu sehr schwierig, der angegebenen Richtung zu folgen, da auch auf Ikaría die Zeit nicht stillsteht. Der Eselspfad ist außer ein paar wenigen Abschnitten dicht bewachsen. Kurz vor der neuen Piste oberhalb der Stadt steckte ich im Dickicht fest. Irgendwie gelang es mir ziemlich verkratzt auf diese Piste (für die Feuerwehr) zu kommen. Danach verlief die Tour fast „normal“ (ausser nochmaliges Dorngebüsch auf einem weiteren Monopatí) bis zur erholsamen Stelle, wo die Kapelle von Mavráto steht.

Von dort geniesst man eine schöne Aussicht bis zur Hafenstadt und Umgebung. Voll von Kratzern begab ich mich die kleine an der Kapelle vorbeiführende Strasse bergauf. Von hier sollte ich durch die wilde Landschaft den Aufstieg beginnen. Aber da befand ich mich vor einem Viehgatter. Nach dem Gatter führt ein alter Maultierpfad in Richtung des Massives (Richtung Antennenanlage). Zuerst noch leicht bewaldet, nachher in der baumfreien Zone gings auf dem Pfad weiter. Es wurden die ersten Felsblöcke erreicht und dann den Rücken des Massives (rechts gehts zur Antennenanlage). Sehr gut erkennbar verlief der aufwendig gebaute Pfad auf die andere Inselseite. Mir fiel auf Ikaría auf, wo es keine beschriebene Touren gab, muss man einfach in die Bergregionen gehen. Plötzlich steht man auf alten Pfaden und es sind auch Schilder vorhanden (Angaben mit Vorsicht zur Kenntnis nehmen).

Weiter ging die Wanderung an Felsblöcken vorbei, wie sie ein Künstler auf eine imposante Weise aufgeschichtet hätte. Dieses Phänomen sieht man sehr viel auf dem westlichen Teil (Raches-Region) der Gebirgskette. Bei einer Ansammlung von Wegweisern verliess ich den Pfad und ging auf den Grat des Massives zu (gut begehbar). Bei den Schildern blickt man bereits auf die andere Inselseite. Dem Grat folgend entdeckte ich nach einer Weile die Gipfelsäule des Efanós (laut Karte Road Edition 209) oder Fárdi (Bezeichnung Michael Müller Verlag) des Athéras-Gebirge. Ausser ein paar Ziegen befand man sich alleine in dieser fantastischen Welt.

Auf dem Gipfel (ca. 1037 m.ü.M., laut meinem Höhenmesser waren es 1000 m) sieht man über weite Teile der Südküste. Ich erblickte auch die Hafenstadt Ágios Kírikos und Insel Foúrni. Nach einer Rast begab ich mich weiter über dem Grat bergauf und -ab zum 2. Gipfel des Óros Athéras (Ikarus). Der Grat wurde schmaler und als ich eine grüne Zone (Wald mit Stachelvegetation) links von mir passierte, musste der Weg gesucht werden. Es gab hohe Felsen, die nicht zu überqueren waren. So suchte ich an diesen Felsformationen ein Vorbeikommen. Neben mir auf dem schmalen Grat ging es steil hinunter. Zum Teil musste ich noch die Felsen hochklettern, um weiterzukommen. Auf dem Grat und befanden sich Steinmännchen. Einmal gings sogar durch eine Art Felsschneise mit gebauten Steinstufen. Dies erinnerte mich an eine Wandertour in unsern Alpen (Alpstein-Säntis, Liesengrat). Es fanden offensichtlich Aktivitäten statt, um diese Bergtour zu erschliessen. Im letzten Teil zum 2. Gipfel nahm ich wieder die Hände zur Hilfe, um nach oben zu kommen. Es war nicht immer einfach, aber dennoch machbar. Oben angekommen auf dem namenlosen Gipfel (es gab einen Steinhaufen) blickte ich auf die Süd- und Norküste. Mein Höhenmesser zeigte auch die gleiche Höhe wie auf dem 1. Gipfel an (1000 m.ü.M). Dieser Punkt taufte ich Ikarus, denn es braucht fast Flügel, um hoch zu kommen. Die Bergspitze und Umgebung empfand ich auch viel alpiner und eindrucksvoller, als der Fárdi / Efanós.

Von hier aus wäre es sicher mit ein paar Klettereien (für Kletterer leichter Schwierigkeitsgrad) möglich, dem Grat noch weiter zu folgen. Es bestand auch die Möglichkeit, sich einen Weg Richtung Nordküste zu suchen oder zurück bis zur vorher erwähnten Grünzone und runter Richtung Xylosírtis an der Südküste. Diese Variante wollte ich in Angriff nehmen. Bei der der Grünzone sollte ich dann das steile Massiv runtersteigen. Die Vegetation gibt einen festen Boden zum Absteigen und ist nicht wie eine Geröllhalde. Unten, nach dieser Baum- und Stachelvegetation stand eine Kapelle, von wo eine Piste bis an die Küste führt. Dies alles hätte noch viel Zeit in Anspruch genommen. Da es bereits später als 16:00 war, verzichtete ich leider auf die spannende Variante. Auch das Durchkommen in der Grünzone hätte sicher gedauert und gekratzt (war bereits abgehärtet). Somit beschloss ich den gleichen Weg wieder nach Ágios Kírikos zurückzukehren.

Es war eine sehr beeindruckende Tour durch das Athéra-Gebirge. Sofort wieder, aber mit anderem Abstieg. Zwischen dem 1. und 2. Gipfel sollte man auch Bergerfahrung mitbringen.

Geschrieben 22.03.2008, Geändert 27.03.2008, 4552 x gelesen.

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