Von
El.Greco
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In der Nacht vom Sa. 20.09. auf So. 21.09. ereignete sich im "Kanal v. Corfu" ein großes Fährunglück der Fähre "EUROPA LINK" der Fährgesellschaft MINOAN-Lines, GRIMALDI. s. auch Artikel in der NZZ (Neue Züricher Zeitung). Der dortige Bericht gründet sich auf einer Pressemitteilung der Reederei GRIMALDI, die den tatsächlichen Hergang verharmlost. Nur durch viel Glück konnte größeres Unglück verhindert werden, da die meisten der ca. 700 Passagiere zu dem Zeitpunkt geschlafen haben. Nach Angaben der Passagiere versagte dabei die Besatzung vollständig und die Sicherheitseinrichtungen der Fähre waren nicht einsatzfähig.
Die folgenden Angaben beruhen auf Aussagen von Augenzeugen, mit denen ich einen Tag später auf der Fähre „Cruise Olympia“ (auf der sie ihre Reise fortsetzen durften) gesprochen habe.
Die Fähre „EUROPA – LINK“ lief gegen 02:00 Nachts am Sonntag, den 21.09.2014 auf ihrem Weg von Igoumenitsa in Griechenland nach Ancona in Italien auf einen Felsen in der Meeresenge zwischen Corfu und Albanien auf. Dabei entstand ein Riss von ca. 80 Meter im Rumpf auf der rechten Seite des Schiffes und zwei weitere kleinere Lecks. Die Fähre lief sofort voll Wasser und bekam erhebliche Schlagseite. Nur durch den zügigen Einsatz von Schleppern die vom Hafen Corfu aus zur Hilfe eilten, konnte das Schiff soweit stabilisiert werden, dass es nicht sank. Es wurde mit Hilfe der Schlepper in den Hafen von Corfu bugsiert und liegt seit dem dort am Kai verteut und sitzt allen Anschein nach auf dem Hafenbecken auf.
Schuld an dem Unglück hat vermutlich der Kapitän, der eine nicht erlaubte Route durch den Kanal von Corfu gewählt hatte. Er wollte ein entgegenkommendes Schiff nicht abwarten, da er bereits bei Abfahrt von Igoumenitsa eine Verspätung von ca. 2 hatte. Üblicherweise wird die in der Meeresenge befindliche kleine Felseninsel „PERISTERES“ nördlicherseits von den Schiffen passiert. Der Kapitän wählte jedoch die südliche Seite und kam dabei der Insel so nahe, dass ein Felsen den Rumpf des Schiffes aufriss. (vgl. MSC – Concordia)
Der eigentliche Skandal an der Sache ist jedoch das anschließende Verhalten der Besatzung. Nach dem Unglück ertönte nicht einmal ein Signalton. Die Kisten und die Räume in denen die Sicherheitswesten verstaut sind, waren verschlossen und die Crew fand zunächst die Schlüssel nicht. In den Rettungsbooten saßen nur Männer, da die Crew die Kinder, die Frauen und die Alten sich selber überließen. Hätten die drei Schlepper aus Corfu, unter Aufwand voller Kraft, mit der sie sich gegen die Fähre stemmten, diese nicht stabilisieren können, wäre die „EUROPA LINK“ wohl mit vielen Toten gesunken. Ein Teil der Crew versuchte noch mit Matratzen und Kissen das Loch zu stopfen, konnte aber nicht vehindern, dass die Fähre zunehmend voll Wasser lief und immer bedenklicher Schlagseite bekam. Endlich im Hafen von Corfu angekommen, mussten die Passagiere zwischen 10 – 12 Stunden ohne Versorgung von Essen und Trinken ausharren. Sie konnten ihre Fahrzeuge nicht von der Fähre bringen, da das Schiff derart Schlagseite hatte, dass die Rampen nicht zu benutzen waren. Damit kamen sie auch nicht an ihre Habseligkeiten oder an Geld und Papiere um sich selbst zu versorgen. Ein erheblicher Teil der Crew verließ das Schiff ohne den Passagieren zu helfen. Die Augenzeugen berichteten von einem unbeschreiblichen Chaos, in welches die Besatzung nicht eingreifen wollte oder konnte. Die noch auf dem Schiff vorhandenen Getränke verteilte die Besatzung unter sich.
Als endlich die EUROPA LINK am Kai so verteut wurde, dass die Rampen zu benutzen waren, konnten die Fahrer ihre Fahrzeuge endlich von Bord nehmen, ebenfalls ohne wirksame Unterstützung durch die Besatzung. 12 Lastzüge verblieben im Bauch des Schiffes und sind wohl nicht mehr zu retten.
Die Passagiere wurden anschließend auf Hotels in Corfu verteilt und konnten erst am nächsten Tag, also nicht wie von GRIMALDI in ihrer Pressemitteilung behauptet am gleichen Tag, auf die Fähre „Cruise Olympia“ einschiffen, um ihre Reise fortzusetzen.
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