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Auf Àrki. (Arki? Nie gehört, wo ist denn das?)

Von Katerina

Auf unserem Weg von Leros nach Agathonissi hält die "Nissos Kalymnos" auch auf Arki. Wir verfolgen von der Fähre aus gespannt das normalerweise rege Treiben am Hafen, das hier jedoch nicht stattfindet - nur ein Mopedfahrer steht bereit, die Leinen in Empfang zu nehmen, ein paar Kisten werden aus- und eingeladen, niemand geht von Bord, tote Hose, nichts. Und auch kein Ort zu sehen, nur rechts vom Anleger biegt sich eine schmale Bucht, dahinter am Hang noch ein paar Häuser und leuchtend rote Geranien.

Im Reiseführer stand was von 50 Einwohnern, 2 ganzjährig geöffneten Tavernen und in etwa 40 Betten.... hmmm, klingt nach Ruhe pur. Nun, wir fahren weiter nach Agathonissi und die Frage nach Arki stellt sich zunächst nicht, denn danach wollen wir nach Kalymnos zum Wandern. Dann aber wird es täglich heißer und entsprechend unsere Wanderlust immer kleiner. Und wir beschließen, erst später nach Kalymnos zu fahren und noch 2 Tage auf Arki zu verbringen - montags, mittwochs, freitags und sonntags fährt die "Nissos Kalymnos" die Route Kalymnos - Samos und retour über Leros, Lipsi, Patmos, Arki und Agathonissi. Ziemlich genau eine Stunde dauert die Fahrt von Agathonissi nach Arki. Und ehrlich gesagt war mir schon lange nicht mehr so mulmig zumute beim Verlassen der Fähre - was würde uns erwarten? Würden wir überhaupt ein Zimmer bekommen? Auf einer Insel mit so wenig Einwohnern war ich noch nie. Nun, als die Fähre dann am äußeren Anleger anhält und wir von Bord gehen, erwartet uns gar nichts - niemand. Die Leinen hat ein Mann in Empfang genommen, der sich nach dem sehr kurzen Stop der "Nissos Kalymnos" gleich wieder mit seinem Moped davonmacht. Kein Auto, kein Boot, kein Zimmervermieter, nur wir und noch ein griechisches Pärchen mit Rucksäcken und umfangreicher Fotoausrüstung, ebenfalls von der Fähre.

Also nehmen wir unsere Trolleys und ziehen sie auf der Betonpiste Richtung Ort, erst Mal einen Hügel hinauf, links oben ein Haus, aber niemand zu sehen. Doch, ein Boot nähert sich, aber der Mann lädt nur ein Paket ein, das auf der Fähre war, das Pärchen spricht ihn an, ob er ihr Gepäck transportieren kann, aber er kann wohl nicht, sie packen ihre Rucksäcke auf den Rücken und begeben sich ebenfalls auf den Weg. 50 Meter weiter geht die glatte Betonpiste in eine Schotterstrasse über - nun müssten wir unsere Trolleys tragen, denn so geländegängig sind sie nicht. Auch um 17 Uhr am Nachmittag noch schweißtreibend...

Rechts eine langgestreckte Bucht, die in einem sanften Linksbogen zum Ort hinführt, leider macht die "Strasse" den Bogen nach links mit, den wir auslaufen müssen obwohl der Ort rechts liegt. Noch ein wackeliges Drahtgatter öffnen, dann sind wir am Ortseingang, die 20 oder 30 Häuser liegen vor uns an der Bucht und ziehen sich den Hang hinauf. Wohin nun? Damit wir unser Gepäck nicht unnütz durch die Gegend fahren, gehe ich alleine los, nach rechts, und erreiche nach 50 Metern einen schönen, zur Hälfte neu gepflasterten Platz am Ende der Hafenbucht. 2 oder 3 Segelboote liegen da, und ein paar Fischerboot und -bötchen.

Ein Einheimischer überquert den Platz, ich frage ihn, wo es hier Zimmer gibt. Er winkt mich hinüber zur Taverne "Nikolas" links am Platz. Eine Frau sagt, sie hätte Zimmer, sie führt mich hinter der Taverne einen Weg hinauf, nach 30 Metern vorbei an blühenden Geranien und Rosen ein recht neues Haus mit 4 oder 5 Zimmern, ich soll leise sein, nebenan schlafe jemand. Das Zimmer ist sehr schön und wirkt recht neu, 25 Euro soll es pro Nacht kosten. Aber sie muss es erst noch putzen, anscheinend ist erst jemand ausgezogen. Also hole ich meine Mutter und das Gepäck, in der Taverne gönnen wir uns einen Frappé und schauen uns um: Rechts am Platz ist noch eine Taverne, "Trypas" heißt sie. Weiter vorne am Hafen steht ein kleines Periptero, rechts war mal eine Taverne. Einige Männer, vermutlich Fischer, sitzen auf der schattigen Veranda in unserer Taverne, ein gemütlicher Platz, eigenwillig dekoriert mit Ziegenschädeln. Den netten, jungen und auskunftsfreudigen Besitzer Nikolas werden wir die nächsten Tage immer hier treffen, seine Mutter, unsere Vermieterin, macht die Küche, sein Onkel, sehr sympathisch mit blitzenden und humorvollen Augen, bedient den Grill.

Das Zimmer ist wirklich schön, hat praktischerweise Moskitorollos, und einen Gemeinschaftsbalkon, den wir mit den anscheinend einzigen anderen Touristen auf der Insel (außer den Seglern) teilen, einem braungebrannten englischen Paar, das sich aber noch nicht mal zu einer Begrüßung herablässt. Fühlen sie sich durch uns in ihrer Robinsonade gestört? Etwas weniger praktisch ist das Badezimmer mit Verzicht auf Duschvorhang oder Duschwanne - immerhin ist der Abfluss tatsächlich an der tiefsten Stelle im Bad, hier wurde beim Bau mitgedacht. Ich schalte den Fernseher ein und gucke, ob es was wichtiges gibt: da kommt doch tatsächlich der Spielfilm "Zimt und Koriander", den ich erst vor ein paar Wochen zuhause gesehen habe! Den Abend verbringen wir in der Taverne von "Nikolas" bei leckerem Essen, auch die Taverne gegenüber ist gut belegt - scheint nicht wirklich Konkurrenz zu sein und am besten geht man in beide Tavernen abwechselnd. Dalaras singt im Hintergrund von CD und ich bin mir mit dem sympathischen Grillmeister einig, dass er einfach ein wundervoller Sänger ist.

Gelegenheit, meine Griechischkenntnisse loszuwerden (und ich bin stolz und glücklich, dass das so gut klappt) und den Herrn des Grills ein wenig darüber auszufragen, wie das Leben auf Arki so ist. Er und auch die meisten der Einwohner bleiben tatsächlich das ganze Jahr auf Arki, leben vor allem vom Fischfang. Die Stromversorgung funktioniert über eine große Solaranlage, die leider Tag und Nacht recht laut vor sich hinbrummt. Es gibt jeden Tag (und damit häufiger als auf Agathonissi) eine Schiffsverbindung nach Patmos und Lipsi: an den Tagen, an denen die "N.Kalymnos" nicht kommt, kommt das Postschiff "Lampi II" von Patmos, fährt dann weiter nach Marathi und Lipsi und dann retour. Da dieses Schiff viel kleiner ist, kann es bis ganz hinten in die Bucht zum Anleger fahren und dort an der Platia die Waren ausladen.

Am nächsten Tag wollen wir die Insel ein wenig erkunden. Im Wanderführer von Dieter Graf ist sogar eine Wanderung auf Arki drin. Zunächst geht es in etwa 15 Minuten hinauf zur kleinen Kapelle, die über der Hafenbucht thront, der Weg beginnt direkt hinter unserem Haus. Einen schönen Blick hat man hinunter, und gerade kommt auch das Postschiff, dass dann weiter nach Marathi fährt. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir einen Abstecher hinüber gemacht, schade. Mit dem Fernglas beobachten wir, dass etliche Kanister mit Öl? Wasser? ausgeladen werden, sie bleiben zunächst auf der Platia am Anleger stehen. Eigentlich soll man noch auf den etwas höheren Gipfel nebenan hinauf können, aber alles ist sehr weglos und äußerst stachelig, wir verzichten. Dafür nehmen wir eine breite Schotterpiste hinüber zu einem Bauernhof, vorhin haben wir hier eine riesige Ziegenherde gesehen. An dem Hof soll irgendwo ein Weg zu einem hübschen Strand gehen, auch hier scheitern wir an Mauern, Zäunen und einem bellenden Wachhund. Außerdem ist es schon wieder sehr warm, und Schatten ist auf der nahezu baumlosen Insel natürlich Fehlanzeige. So schlendern wir hinunter zum Hafen und weiter in östlicher Richtung an der Kirche vorbei (sie sieht nicht sehr einladend aus, ein wenig abgerissen) in 15 Minuten zu den Buchten, die wir gestern von der Fähre aus gesehen haben. Leider entpuppen die sich als sehr flach, der Strand besteht aus feinem Schlick, mit Krabben drin, und es riecht auch etwas sehr modrig hier. Fast schon Brackwasser. Keine guter Badeplatz :-( . In der rechten Bucht liegt ein Ausflugskaiki, vermutlich von Patmos oder Lipsi? Die Ausflügler hören wir auch gleich, sie füllen eine Taverne im Scheitel der Bucht und scheinen schon recht feuchtfröhlich.

Da gehen wir zum Mittagsessen doch lieber zu Nikolas zurück und können eine merkwürdige Prozession beobachten: 3 Frauen von der Taverne "Trypas" schleppen die 40 oder 50 Fünfliterkanister mit Öl vom Anleger gut fünfzig Meter quer über die Platia zur Taverne - immer in jeder Hand einen, da muss man (vielmehr frau) oft laufen. Wo sind eigentlich die starken Männer? Wie immer: die Männer philosophieren und die Frauen arbeiten... Dazu noch eine Ladung Cola-Kisten und andere Getränke, die aber mit einer Sackkarre transportiert werden. Wir frotzeln mit Nikolas, der sagt, dass das wohl die Öl-Jahresration der Taverne wäre - wer mit Öl spart, gilt in Griechenland als geizig, und das ist hier gar nicht geil, sondern eine extrem negative Eigenschaft.

Da fragen wir Nikolas auch gleich, wo es sich hier denn am besten badet. Es gibt ein paar Strände, die man aber nur nach längeren Wanderungen erreicht (wenn man sie findet). Oder man nimmt einfach den kleinen Strand in der schlauchförmigen Hafenbucht, direkt in Sichtweite, gut zu erreichen vom Weg zum Anleger. Das tun wir dann wenig später auch, es sind 2 kleine Buchten mit Sand, jede knapp 10 Meter breit. Ein wenig Schatten durch die Felsen hat es auch, und natürlich sind wir alleine dort. Das Wasser ist wunderbar, und wir beobachten, dass einige Segelboote in die Hafenbucht hereinfahren, unter anderem die Yacht mit dem englischen Paar, das sich schon auf Agathonissi immer in der Sonne gebraten hat. Wir sehen sie später bei Nikolas.

Zum Sonnenuntergang gehe ich nochmals hinauf zur Kapelle, stimmungsvoll hier, aber die Sonne geht hinter dem Hügel unter, wieder kein Glück mit Sonnenuntergang im Meer.

Zum Abendessen gehen wir heute aber zur "Trypas", schließlich solle er auch von den Gästen profitieren, und er hat ja frisches Öl dank der Lieferung vom Nachmittag. Der Wirt ist ein etwas wild aussehender Typ mit langem Zopf, Bart und Sonnenhut (wo war er heute Nachmittag als die Frauen geschleppt haben? Siesta, Nickerchen?), das Essen schmeckt auch hier gut. Gegenüber finden wir es aber gemütlicher. Den nächsten Tag verbummeln wir am Strand und in der Taverne – diese Insel und die Wärme bringt unsere Aktivität zum Erliegen. Ich sehe mir die Solaranlage von Näherem an, dahinter befindet sich der Hubschrauberlandeplatz, alles aber mit Zäunen abgesperrt, hier wohl mal nicht gegen die allgegenwärtigen Ziegen, vor denen jedes Pflänzchen mit Drahtgitter geschützt werden muss. Hinter dem Heliport eine felsige Küste mit Ministrand - wäre schön hier, aber der Geruch von der nahen Müllkippe stört das Idyll. Es wird sich wohl niemand finden, der am Nachmittag unser Gepäck zum Anleger bringt (das hätten wir uns so vorgestellt) - wir haben nur zwei oder drei Autos auf der Insel gesehen, außerdem einen LKW. Und ein paar Mopeds und Einachsschlepper. Tickets kann man auf Arki übrigens auch keine kaufen, man bekommt sie an Bord der "Nissos Kalymnos". So tragen und ziehen wir nach einem späten Mittagessen bei Nikolas (leckerer Zwiebelkuchen!) unser Gepäck zum Anleger und warten auf das Schiff. Leider hat es dort keinen Schatten und die Sonne brutzelt gnadenlos auf uns nieder obwohl es schon nach 16 Uhr ist. Ein Kaiki bringt eine Passagierin von Marathi, ein Einachsschlepper eine Ladung Fisch in Styroporboxen. Dann kommt die "N.Kalymnos", sie legt kaum richtig an, nur 2 Personen verlassen das Schiff - es ist das ältere deutsche Ehepaar, das auf Agathonissi in der Nachbarpension wohnte. Sie fragen uns, ob uns wir von der Insel schon genug haben, es bleibt nur ein kurzes "wir müssen weiter", dann rauf aufs Schiff und weg geht es.

Wir blicken zurück: das deutsche Paar steht genauso wie wir vor 2 Tagen da und hofft, jemanden zu finden, der sie und ihr Gepäck mitnimmt. Sie hoffen vergebens und machen sich schließlich (wir können es im Abfahren noch beobachten) auf den staubigen und beschwerlichen Weg zum Ort, ihre großen Trolleys die Steigung hinter dem Anleger hochziehend. Sicher werden sie unser Zimmer beziehen....

Wir lassen den freundlichen Inselzwerg Arki hinter uns, fahren über Patmos, Lipsi und Leros nach Kalymnos, aber das ist schon die nächste Geschichte...

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Reiseberichte von den griechischen Inseln

Geschrieben 20.12.2006, Geändert 14.08.2007, 2893 x gelesen.

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